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Verstehst Du, was Du glaubst?: Eine kleine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
Verstehst Du, was Du glaubst?: Eine kleine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
Verstehst Du, was Du glaubst?: Eine kleine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
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Verstehst Du, was Du glaubst?: Eine kleine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses

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About this ebook

Sonntag für Sonntag sprechen wir das Apostolische Glaubensbekenntnis in unseren Gottesdiensten. Wie passen die alten Worte von Weltschöpfung, Jungfrauengeburt, Auferstehung und Himmelfahrt zu einem Glauben, der sich hier und heute erklären und verantworten muss? (Wie) können diese alten Worte helfen, unseren Glauben zu verstehen und uns und anderen zu erklären? (Wie) können sie uns helfen, (neu) für den Glauben zu begeistern und seinen Kritikerinnen und Kritikern gegenüber zumindest plausibel zu machen, was Menschen meinen, wenn sie sagen: „Ich glaube an Gott“?
Knapp, verständlich und fundiert legt Sven Evers das Glaubensbekenntnis für Fachleute und interessierte Laien aus und fragt sowohl nach seinem ursprünglichen Sinn als auch nach gegenwärtigen Verstehensmöglichkeiten.
LanguageDeutsch
Release dateAug 24, 2013
ISBN9783848267255
Verstehst Du, was Du glaubst?: Eine kleine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
Author

Sven Evers

Sven Evers, Dr. phil., Jahrgang 1971, studierte evangelische Theologie in Münster, Dublin, Heidelberg und Lund. Nach der Promotion an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg war er mehrere Jahre als Gemeindepfarrer tätig. Seit 2011 ist Sven Evers Landesjugendpfarrer der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.

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    Book preview

    Verstehst Du, was Du glaubst? - Sven Evers

    Amen.

    Ein Wort zuvor

    „Verstehst Du auch, was Du liest? fragt Philippus den Kämmerer aus Äthiopien, als dieser in der Bibel liest. „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? antwortet der Kämmerer.

    Vielleicht geht es dem einen oder der anderen mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis ganz ähnlich? Sonntag für Sonntag sprechen wir es in unseren Gottesdiensten, lassen es unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden auswendig lernen und bezeichnen es als einen der grundlegendsten Texte unseres Glaubens – von den biblischen Texten einmal abgesehen. Aber verstehen wir die Worte dieses Bekenntnisses? Können wir heute noch mit diesen Worten unseren Glauben bekennen? Können wir von Jungfrauengeburt und Himmelfahrt sprechen, von einem allmächtigen Vater und der Auferstehung der Toten? Oder müssten wir nicht heute ganz anders von Gott sprechen?

    Immer wieder begegnen mir solche Fragen. Immer wieder begegnen mir Menschen, die das Glaubensbekenntnis nicht oder nicht mehr mitsprechen, weil sie nichts anfangen können mit den Worten und den Vorstellungen, die ihnen darin begegnen. Doch zugleich erlebe ich immer wieder eine große Sehnsucht danach, glauben zu können und Worte zu haben, diesem Glauben Ausdruck zu verschaffen.

    Ich bin davon überzeugt, dass die Worte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses auch unsere Worte sein können. Natürlich leben wir in einer anderen Welt als die Menschen, die dieses Bekenntnis formulierten, natürlich sprechen wir eine andere Sprache als sie. Doch zugleich sind wir mit ihnen verbunden. Gemeinsam mit ihnen bilden wir die Gemeinschaft, die wir Kirche nennen. Sie haben uns den Boden bereitet, auf dem wir heute glauben und zweifeln, fragen und Antworten suchen. Wir gäben nicht nur einen großen Reichtum an Sprache und Vorstellungen auf, wenn wir auf ihre Worte verzichteten – wir gäben nicht weniger als das gemeinsame Kirche-Sein auf.

    Ich möchte in diesem Büchlein das Apostolische Glaubensbekenntnis nicht verteidigen. Das hat es gar nicht nötig. Ich möchte versuchen, die Worte von damals zu erklären und in ihrem Reichtum für uns heute aufzuschließen. Wenn der eine oder die andere am Ende des Buches nach langer Zeit wieder einzustimmen vermag in das Glaubensbekenntnis, wenn der eine oder die andere am Ende des Buches bei allem Zweifel den Eindruck hat, wenigstens besser zu verstehen – dann hat es sein Ziel mehr als erreicht.

    Viele Menschen haben mit ihren Gedanken zur Entstehung dieses Buches beigetragen. Über die Entstehung und die Geschichte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses habe ich in den Ausführungen von John D. Kelly viel gelernt. Wolfhart Pannenberg hat mit seiner lehrreichen Glaubensbekenntnisauslegung die Anregung zur Gliederung meines Textes gegeben und diente immer wieder zur kritischen Orientierung. Ohne Karl Barth, Eberhard Jüngel, Gerd Theißen, Paul Ricoeur und viele andere wäre meine Theologie nicht die, die sie heute ist. Gedanken von ihnen finden sich an vielen Stellen dieses Buches wieder.

    Ina Medeke, Tanja Buse, Birgit Pflugrad, Silvia Warns, Hauke Hahn und Imke Martens haben manchen inhaltlichen Fehler gefunden und tapfer gegen meine Abneigung gegenüber der inzwischen gar nicht mehr so neuen neuen Rechtschreibung angekämpft. Ihnen sei ganz herzlich gedankt!

    Nicht zuletzt möchte ich den vielen Menschen in unserer Kirche danken, die in zahllosen Gesprächen und Diskussionen mehr zu meinem Verständnis des Glaubensbekenntnisses beigetragen haben, als ihnen bewusst sein mag.

    Oldenburg, August 2013

    Ich

    Ich. Ein kleines Wörtchen zu Beginn. So leicht überlesen und beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses vielleicht oft nur nebenbei mitgesagt. Ich glaube. Natürlich, wer denn sonst? Wessen Glauben sollte ich in Form eines Bekenntnisses formulieren können, wenn nicht meinen eigenen?

    Aber ist das so klar und selbstverständlich? Zum einen fällt bei einer Durchsicht der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse auf, dass es auch solche gibt, die nicht mit einem „Ich, sondern mit einem „Wir beginnen. Das sogenannte nicänisch-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, das in evangelischen Gottesdiensten manchmal an hohen Feiertagen gesprochen wird, ist ein solches. „Wir glauben an den einen Gott" heißt es dort zu Beginn. Ist das nicht zutreffender? Ich glaube doch nicht nur für mich alleine, sondern stehe als Glaubender in einer Gemeinschaft mit all jenen, die vor mir geglaubt haben, die heute mit mir glauben und mit denen ich gemeinsam meinen Glauben bekenne. Selbst wenn ich mir den Text des Glaubensbekenntnisses zu eigen mache und ganz bewusst sage: Ja, genau das glaube ich, dann bin ja nicht ich es, der diesen Text erfindet. Noch weniger bin ich es, der die Geschichte des Glaubens und des Bekennens in Gang setzt. Es waren andere, die den Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses formuliert haben. Es waren andere, die in diesen alten Worten erstmals ihren Glauben bekannten.

    Des Weiteren kann man fragen, ob das Ich, das das Glaubensbekenntnis eröffnet und das Ich, das ich bin, wenn ich es im Gottesdienst oder anderswo mitspreche, dasselbe Ich bedeutet. Würde ich nicht vielleicht ganz andere Worte wählen, um heute meinen christlichen Glauben zu bekennen? Da ist die Rede von der Auferstehung von den Toten, von einer Höllenfahrt Christi, von einer Jungfrauengeburt. Glaube ich das? Und selbst wenn: Glaube ich es genauso wie jene, die vor vielen Jahren den Text des Bekenntnisses formulierten?

    Die Frage nach dem Ich, das ursprünglich einmal diese Worte sprach, die wir heute als Apostolisches Glaubensbekenntnis aus unseren Gottesdiensten kennen, ist im Grunde die Frage nach dem Ursprung von so etwas wie Glaubensbekenntnissen überhaupt. Keine Sorge, es wird jetzt kein langer historischer Exkurs folgen. Aber der ein oder andere Hinweis mag durchaus helfen, uns und unser heutiges Bekennen besser zu verstehen.

    Dass ein Mensch seinen Glauben bekennt, sei es von sich aus oder auf Anfrage, ist sicher nichts Ungewöhnliches. So mögen die ersten Anfänge des Glaubensbekenntnisses durchaus in der Situation ganz konkreten Bekennens gelegen haben. Auf die Frage: „Was glaubst Du? antwortet ein konkret angeprochener Mensch mit einem ganz konkreten: „Ich glaube dieses oder jenes.

    Solch konkrete Situationen alleine erfordern aber noch nicht die Formulierung eines den christlichen Glauben gewissermaßen zusammenfassenden Bekenntnisses, das dann nicht mehr nur das konkrete Bekennen eines einzelnen ist, sondern das im Laufe der Zeit für eine Gemeinschaft von Menschen Geltung erlangt bzw. von einer Gemeinschaft von Menschen als ein geradezu normativer Text anerkannt wird.

    In der Alten Kirche (wir meinen damit in der Regel die Kirche der ersten vier Jahrhunderte) stand das Bekennen des Glaubens und so auch die Ausformulierung von Bekenntnistexten in engem Zusammenhang mit der Taufe. Zunächst wahrscheinlich in Form einzelner Fragen und Antworten: Glaubst Du an Gott? Ja, ich glaube. Glaubst Du an Jesus Christus? Ja, ich glaube. Ob auch ausformulierte Bekenntnistexte ihren Sitz im Leben in der Taufhandlung selber oder eher in der Vorbereitung des Täuflings auf die Taufe im Sinne einer Unterweisung im christlichen Glauben hatten, ist für unseren Zusammenhang nicht entscheidend, wenngleich mir letzteres durchaus wahrscheinlicher erscheint. Entscheidend ist: In der Vorbereitung auf die oder/und in der Taufhandlung selber steht der konkrete Täufling als ein seinen Glauben bekennender Mensch da. Er bzw. sie ist es, der bzw. die glaubt. Er bzw. sie ist es, der bzw. die sich selber versteht im Rahmen dessen, was bekannt wird: Als Gottes Geschöpf (im Bekenntnis Gottes als des Schöpfers des Himmels und der Erde), als aus göttlicher Vergebung lebend (im Bekenntnis des Glaubens an die Vergebung der Sünden) usw. So wird auch der Singular „Ich" verständlich. Nur ich kann meinen persönlichen Glauben bekennen. Niemand anders kann das für mich tun. Gleichwohl bleibt das Ich des Bekennens bzw. des Bekenntnisses nicht isoliert stehen, wird es doch mit der Taufe aufgenommen in die Gemeinschaft aller anderen Bekennenden. So sehr ich es also bin, der seinen persönlichen Glauben bekennt, so wenig kann ich meinen Glauben isoliert von der Geschichte der vor und mit mir Glaubenden bekennen. Ich als Glaubender und Bekennender bin Ich nur in dieser Gemeinschaft und in dieser Geschichte des Glaubens, die vor mir begonnen hat, die auch neben mir verläuft und die weiter gehen wird, wenn ich nicht mehr da bin, meinen persönlichen Glauben zu bekennen. Ohne das Wir der Bekenntnisgemeinschaft gibt es kein Ich des Bekennens.

    Eben deshalb tue ich mich schwer mit den vielen sogenannten „modernen Glaubensbekenntnissen, die in manchen Gemeinden wie Pilze aus dem Boden schießen. Natürlich ist es wichtig, dass wir uns auch heute immer wieder fragen, wie wir unseren Glauben in der Sprache und angesichts der Gedankenwelt unserer Zeit formulieren können. Aber andererseits ist nun einmal das Apostolikum – gewiss: nicht in Stein gemeißelt und auch das Bekenntnis nur der westlichen Welt – so etwas wie ein Erkennungszeichen der Christinnen und Christen. Es ist so etwas wie das alle Bekennenden miteinander Verbindende und macht deutlich, dass wir im Glauben und im Bekennen nicht alleine stehen, sondern verbunden sind mit vielen Menschen vor, neben und nach uns. Das heißt nicht, dass es neue Versuche der Bekenntnisformulierung überhaupt nicht geben dürfe – aber man muss doch wissen, was man tut, wenn man solche Bekenntnisse an Stelle des Apostolikums in Gottesdiensten verwendet oder gar einen Täufling oder eine Taufgemeinde auf ein solches Bekenntnis verpflichtet. Der Verweis darauf, dass die Worte des Apostolikums nicht mehr die unsrigen seien oder die ihnen zugrunde liegenden Vorstellungen heute nicht mehr tragbar seien, hilft nicht weiter. Machen wir uns nichts vor: Es wird kaum zwei Menschen auf der Welt geben, die unter ein und demselben Wort ein und dasselbe verstehen. Ich erinnere mich zum Beispiel gut daran, dass mein Vater und ich unter dem Wort „gleich immer gänzlich Verschiedenes verstanden haben. Und auch zur Zeit der Entstehung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses haben die Menschen, die es mitsprachen, unter denselben Worten verschiedenes verstanden. Dennoch hat sich das Apostolikum als gemeinsames Verständnis einer großen Anzahl von Christinnen und Christen bewährt, weil es in seinen Worten Raum gab für die Vielfalt des Verstehens, die immer auftritt, wo überhaupt Verstehen von Worten stattfindet. Was für die konkreten Worte des Apostolikums gilt, gilt m. E. auch für die ihm zugrunde liegenden Vorstellungen. Natürlich denken wir unsere Welt heute in der Regel nicht mehr mit einem Himmel, der oben ist, und einer Unterwelt, die unten ist. Natürlich sprechen wir im Alltag kaum von Höllen- oder Himmelfahrten. Aber zum einen wage ich zu sagen, dass schon den Alten die Bildhaftigkeit ihrer Rede sehr viel bewusster gewesen sein mag als wir es ihnen manchmal unterstellen. Zum anderen und vor allem aber: Wie können wir anders als in Bildern, die Himmel und Hölle durchschreiten, von dem Schöpfer des Himmels und der Erde sprechen, der in Jesus von Nazareth Mensch geworden und durch den Tod hindurch zu neuem Leben auferstanden ist? Unsere armselige Wissenschaftssprache taugt für diese Geschichte nicht viel. Wir haben nur Bilder, um auszusagen, was kaum aussagbar ist. Warum aber dann nicht bei eben jenen Worten und jenen Bildern bleiben, die seit vielen Jahrhunderten das grundlegende Bekenntnis der Gemeinschaft der Glaubenden bilden?

    Natürlich bedürfen die Worte des Apostolikums der Erklärung. Vielleicht bedürfen sie an mancher Stelle sogar

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