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Rumänien - Rumänische Identität Seite 2 von 2
Trajanssäule
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Rumänien - Rumänische Ethnogenese Seite 1 von 2
Die Ethnogenese
Die Ethnogenese des rumänischen Volkes Bis das rumänische Volk als historische
kann man vergleichen mit dem Wachstum Größe fassbar wird, vergehen noch einige
eines Menschen: In einer dakoromanischen Jahrhunderte prägender Ereignisse: Die
Ehe geboren, erlebt das rumänische Volk in Kindheit in der rumänischen Ethnogenese,
den Wirren der Völkerwanderung die zunächst vor allem die Kontakte mit den
zurückgezogene Kindheit eines Hirten- und umliegenden zugewanderten
Bauernvolks. Es berlebt durch Anpassung und slawischsprachigen Völkern. Die
wird mit einer orthodoxen Erziehung Nachkommen der romanisierten Daker haben
christlichen Idealen verpflichtet, die in einem keine gefährdeten Städte gegründet. Sie
ihm fremden Idiom vermittelt werden. So überlebten als Hirten und Bauern die
entsteht ein resistenter Jüngling, der sich erst Völkerstürme. So fiel es ihnen auch nicht
unter Fremdherrschaft, die er mit anderen schwer, fremde schriftsprachliche Traditionen
Völkern zusammen erdulden muss, auf seine zu tolerieren. Die altbulgarische Kultur, die
Herkunft besinnt und auflehnt: Er wird zum sich der Schriftsprache des
Rumänen. Altkirchenslawischen bediente, hatte über die
Es gilt heute als sicher, dass die ethnische christliche Missionierung den wohl
Vielfalt auf der Balkanhalbinsel in bedeutendsten Einfluss auf die Entwicklung
prähistorischen Zeiten nicht geringer war als der rumänischen Sprache und Kultur. Die
etwa heute. Die Balkanhalbinsel war ohne weitaus höchste Anzahl fremder
Zweifel schon in neolithischer Zeit besiedelt. Lehnelemente im Rumänischen stammt aus
Erst seit Beginn der Bronzezeit aber gilt eine dem Altkirchenslawischen, das Sprache von
indogermanische Besiedlung als Klerus und Ritus wurde und im Osten die
wahrscheinlich. Aus dieser Zeit stammen Rolle des westeuropäischen Kirchenlateins
unsere ersten historischen Erkenntnisse über einnahm. Doch ist die rumänische
die Vorfahren der heutigen Rumänen. Die Ethnogenese auch nicht ohne Byzanz und
Thraker, jenes von Herodot als «das größte seiner Bemühungen zu römischer Kontinuität
nach den Indern» bezeichnete Volk, waren in zu verstehen. Schließlich hat Ostrom nicht nur
viele Stämme zersplittert. Nach ihrem das Christentum des Ostens entscheidend
Siedlungsgebiet zwischen Schwarzem Meer, geprägt, es hat auch - nicht zuletzt den
Donau und Ägäis kommen sie als Verwandte rumänischen Fürstentümern - eine gesunde
der rumänischen Vorfahren in Frage. Das Portion diplomatischen Geschicks vermittelt,
Nachbarland Bulgarien hat seine historische die man bei der späteren Auseinandersetzung
Herkunft in jüngster Zeit vor allem auf die mit der Hohen Pforte in Istanbul ebenso
Thraker begründet. Für das rumänische benötigte wie bis in die jüngste Epoche
Siedlungsgebiet sind die den Thrakern rumänischer Geschichte hinein. Böse Zungen
verwandten Stämme der Daker (so nannten führten sogar die Vorliebe für Vetternwirtschaft
die Römer sie) und Geten (so genannt von und Personenkult während der Ceauşescu-
den Griechen) zuständig. Während Herodot Diktatur entschuldigend auf das Erbe
die rechtsdanubischen Geten ausdrücklich zu byzantinischen Hofetiketts zurück.
den Thrakern rechnet, ist das Siedlungsgebiet Mit der Ablösung der byzantinischen Wache
der Daker links der Donau vor allem in am Bosporus beginnt die Jugend des
Siebenbürgen und auch in der Walachei zu rumänischen Volkes. Es hatte durch die
suchen, also auf rumänischem Kernland. ungarische Landnahme bereits leidvolle
Nach diesem geographischen Detail zitiert Erfahrungen gesammelt und sein Territorium
man heute in Rumänien die Daker als die mit anderen teilen müssen. Doch auch diese
vorrömischen Ahnen des Volkes. Da sowohl Kontakte mit ungarischen und später
getische wie auch verwandte dakische deutschen Siedlern, die die Städtekulturen
Stämme Rumnien bewohnten, spricht man Siebenbürgens begründeten, sind Teil der
von den Geto-Dakern. Nach den Dakern rumänischen Ethnogenese. Vom
wurde im modernen rumänischen Rumänentum Siebenbürgens gehen
Nationalstaat alles mögliche benannt: Von der schließlich die entscheidenden Impulse aus,
berühmten von M. Kogălniceanu im vorigen die zu einem romanischen Selbstbewusstsein
Jahrhundert gegründeten Literaturzeitschrift und schließlich außerhalb Siebenbürgens zur
Dacia literară (literarisches Dakien) bis zu Konstituierung einer rumänischen Nation und
dem von Renault lizensierten und von einem Nationalstaat führen. Die rumänische
Ceauşescu propagierten rumänischen Ethnogenese ist somit die Summe aller
Automobil Dacia, findet man Kaffeehäuser, Erfahrungen, die die einstmals römisch
Boulevards, Zigaretten und Kinos als kolonisierten Geto-Daker und ihre
Namensträger. In dem Sieg der Römer über benachbarten Schicksalsgefährten bis ins 18.
die Daker unter Trajan sehen die Rumänen Jahrhundert machen mussten. Diese
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Rumänien - Rumänische Ethnogenese Seite 2 von 2
Trajanssäule: Donauüberquerung
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Rumänien - Rumänische Identität Seite 1 von 1
Prähistorisches und
Vorromanisches
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Rumänien - Rumänische Identität Seite 1 von 3
Die Wurzeln der geto-dakischen Kultur, der Dieses Reich der Dako-Geten, das zentral in
Kultur der Altgetodaker, liegen demnach etwa Argedava (entweder am Argeş-Fluss oder in
am Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr., als Arcidava im Banat) verwaltet wurde, unterhielt
offensichtlich Ausläufer der indogermanischen nach der Auskunft Strabons ein Heer von
Wanderung die Karpaten erreichten. Aus 200.000 Bewaffneten und kontrollierte den
dieser Zeit besitzen wir nur archäologische gesamten Handel zwischen den benachbarten
Funde. nicht-römischen Vlkern. Die angeblich blonden
Die Daker wie die Geten haben wohl gegen Dako-Geten hatten eine hohe zivilisatorische
Ende der Hallsteinzeit (8.Jh.v.Chr. - Entwicklung durchlaufen. Sie widmeten sich
7.Jh.v.Chr. ) eine feste staatliche Ordnung hauptsächlich dem Ackerbau und der
gekannt, die nur auf Grund günstiger Viehzucht. Sie lebten in fast ausschließlich an
Vorbedingungen für den Tauschhandel mit Wasserläufen gelegenen Dörfern oder
den Nachbarn wachsen konnte. Drei Faktoren befestigten Städten; Ptolemaios, der
waren für eine solche Entwicklung gegeben: alexandrinische Geograph, zählt 40 davon.
eine Überschussproduktion von Sie züchteten Pferderassen, die im Altertum
Nahrungsmitteln, wie sie durch die fruchtbare hochgeschätzt waren, betrieben Bienenzucht
Schwarzerde garantiert wird, Bodenschätze und Fischfang, verstanden sich auf Salzabbau
und die damit verbundene Weiterentwicklung und Bergbau und kannten bereits das Erdöl.
der Eisenverarbeitung sowie günstige Sie bearbeiteten Kupfer und Eisen, prägten
Verkehrswege zu Lande und zu Wasser. zeitweilig sogar Münzen aus Gold und Silber
All das befähigte das Volk der Daker und nach griechischem und makedonischem
Geten zum ausgedehnten Handel mit den Vorbild. Etwa seit 80 v. Chr., nachdem
Nachbarzivilisationen: Dies waren im Osten Griechenland römisch geworden war, findet
die Skythen von der Nordküste des man bis zur Eroberung Dakiens durch Trajan
Schwarzen Meeres, die aus der iranischen fast ausschließlich römische Münzen, was
Hochebene stammten und als Erzfeinde des zeigt, dass der römischen militärischen
Perserreichs galten und die Griechen, die seit Eroberung bereits eine lange Periode der
dem 7. Jahrhundert v. Chr. Städte an der wirtschaftlichen Erschließung vorangegangen
Schwarzmeerküste gründeten. Tyras (Cetatea ist. Bis heute wurde aus dem Zeitraum von
Albă an der Dnjestermündung), Histria, Tomis 250 Jahren vor der römischen Eroberung -
(Constanţa) Kallatis (Mangalia) und neben zahlreichen Funden griechischer und
Dionysopolis (Balcik) gehören dazu. Im Süden makedonischer Münzen - 228 Münzschätze
war der Kernbereich der «eigentlichen» und 210 Einzelstücke römischer Münzen in
Thraker, das Gebiet, dem - infolge der Rumänien entdeckt.
späteren römischen Provinzialaufteilung - Die Daker, wie die Römer die geto-dakischen
schließlich der Name Thrakien geblieben ist. Stämme nannten, hatten eine aristokratische
Im Südwesten, dem späteren Bosnien, Gesellschaftsordnung, an deren Spitze ein
Dalmatien und Albanien waren die Adligenrat und ein Oberpriester den König
indogermanischen Illyrer ansässig, deren unterstützten. Unter der Sozialklasse der
Nachkommen heute noch in Albanien leben. Adligen (dakisch tarabostes), die die Römer
An ihrer adriatischen Küste befanden sich die nach ihrer Filzkappe pileati (gr. pilóforoi)
bedeutenden griechischen Emporien von nannten, lebte das ackerbauende und
Apollonia (Valona) und Dyrrachion (Durazzo), handeltreibende Volk, dessen Angehörige die
die seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Römer später ob ihres langes Kopfhaares
mit den Dakern Handel trieben. Im Norden comati (gr. kometái) oder auch capillati
und Nordosten drangen gegen Ende des 1. (Langhaarige) nannten. Es gilt als sicher, dass
Jahrtausends v. Chr. die germanisch- man als Bedienstete des Adels und für den
keltischen Bastarnen und Stämme der Festungsbau Sklaven hielt. Die dakischen
Sarmaten, eines iranischen Nomadenvolks, Festungen waren zugleich Fluchtburgen für
insbesondere die Roxolanen ein. Im Westen die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Die
lebten die Kelten und seit dem 1. Jh. zwischen Festungen von Tilişca (Sibiu) und Piatra
Donau und Theiß auch der sarmatische Craivei (Alba Iulia) aber auch die zahlreichen
Stamm der Jazygen. Für die Entwicklung der Ruinen von dakischen Steinburgen im Gebiet
geto-dakischen Zivilisation waren seit dem 7. von Sarmizegethusa, der Hauptstadt des
Jahrhundert v. Chr. insbesondere die Dakerkönigs Decebal, sind augenfällige
Handelsbeziehungen mit den griechischen Beispiele für die hochentwickelte
Schwarzmeernachbarn von Bedeutung. Aber Verteidigungskunst der Daker. Doppelte
auch die griechischen Händler von der Gürtel von Abwehrkonstruktionen, Erdwälle
Adriaküste gewannen seit dem 3.Jahrhundert mit Palisaden und Gräben wie sie aus der
v.Chr. zunehmenden Einfluss. Die Griechen, Hallstatt-Zeit bekannt sind, umgaben sie. Das
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Rumänien - Die Romanität Seite 1 von 3
Was für Caesar die Sicherung der Nordgrenze Erst Trajan konnte triumphieren. Am 25. März
am Rhein darstellte, war für Augustus das 101 verließ er Rom in Richtung Moesien, wo
Erreichen und Sichern der Donaugrenze. er 14 für römische Legionen und zahlreiche
Nach der Unterwerfung Griechenlands Hilfstruppen, insgesamt ein Heer von 150.000
reichten die römischen Provinzialgrenzen auf Mann zusammengezogen hatte. Er läßt die
dem Balkan mit Macedonia und dem Donau mit einem Teil der Truppen über eine
tributären Thracia nur bis in den Bereich Pontonbrücke bei Lederata überschreiten, um
südlich der Donau. Doch Makedonien und über das Banat nach Siebenbürgen
Thrakien waren unsichere Regionen, ständig vorzustoßen, mit einem anderen Teil
von räuberischen Einfällen der nördlichen überschritt er bei Drubeta (Turnu Severin) den
Nachbarn heimgesucht. Dies sollte anders heiligen Fluss, um sich mit dem ersten
werden. Bereits nach der Niederwerfung Truppenteil bei Tibiscum zu vereinigen.
Griechenlands zeichnet sich ein Wechsel in Decebal konnte den Vormarsch nicht stoppen.
der Handelsausrichtung des Karpatenraums Die Römer eroberten Festung um Festung.
ab. Lange vor der eigentlichen militärischen Schließlich - verbündet mit roxolanischen und
Eroberung wurde der rmische Denar anderen Truppen - eröffnet Decebal in der
dominierendes Zahlungsmittel im dakischen Dobrudscha eine zweite Front, die Trajan von
Raum. Für den römischen Handel, der von der Eroberung des dakischen Kernlandes
Italien und den dalmatinischen Küstenstädten abhalten sollte. Trajan ist gezwungen,
ausging, war Dakien längst römisches Truppen an die moesische Front zu schicken,
Interessengebiet. Von seiner römischen wo er in der Entscheidungsschlacht von
Provinz Makedonien aus stößt der Proconsul Adamclisi (Frühjahr 102) siegt. Das
C. Scribonius Curio im Jahr 75 v.Chr. bei trajanische Monument von Adamclisi erinnert
einem Straffeldzug gegen die Daker in der an diese Schlacht. Als die trajanischen
Gegend des Banat zum ersten Mal zur Donau Truppen daraufhin im Sommer 102 ihre
vor, ohne sie jedoch zu überqueren. Caesar Offensive wieder aufnahmen und auf die
bereitete eine Strafexpedition gegen die Daker Hauptstadt Decebals vorrückten, war dieser
vor. Sein Tod kommt einer geplanten zu einem Friedensschluss unter erschwerten
militärischen Invasion im Donauraum zuvor. Bedingungen bereit. Decebal unterwirft sich
So war es Augustus überlassen, durch eine und liefert die Überläufer aus. Dakische
räumliche Neuordnung die Region zu Kriegsfestungen werden zerstört, eine
«befrieden¹. Am Ende der Herrschaft des römische Garnison bleibt zum Schutz im
Augustus gab es statt der Provinz Illyrien Lande stationiert, Straßen für einen späteren
sieben neue Provinzen: Raetia, Noricum, Vormarsch werden errichtet und der Vertrag
Illyria Inferior, Pannonia, Illyria Superior oder von 89 wird aufgehoben. Doch dieser Friede
Dalmatia und Moesia. Die vorgeschobenen ist nur ein Vorspiel der endgültigen
Militärposten von Pannonien, Illyria Inferior Vernichtung der dakischen Militärmacht. Im
und Moesien sollten von hier aus die Frühjahr 105 hat der von Trajan beauftragte
Donaugrenze allmählich kontrollieren. Dakien griechische Architekt Apollodor von Damaskus
war römischer Grenznachbar geworden und die Donaubrücke bei Drubeta fertiggestellt,
wurde bereits durch römische Decebal rüstet sich für eine neue
Wirtschaftsinteressen im Griff gehalten. Der Konfrontation.
Romanisierungsprozess beginnt also schon
vor der militäischen Eroberung unter Trajan.
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Rumänien - Rumänische Identität Seite 1 von 2
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Daker
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Rumänien - Dakoromanische Kulturdentität Seite 1 von 2
Dakoromanische Kulturkontinuität
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Rumänien - Dakoromanische Kulturdentität Seite 2 von 2
und dem 6. Jh. über Dakien hinwegzogen, voranschreitet, treffen die Slawen nördlich der
haben wenig hinterlassen. Sie repräsentierten Donau auf eine verhältnismäßig homogene
eine kriegerische Minderheit, deren Herrschaft Gruppe ackerbauender und viehzüchtender
sich mit dem militärisch-politischen Anspruch dakoromanischer Provinzialbevölkerung, die
begnügte. Den Anspruch einer wirkungsvollen sich sehr schnell in die neue
Kolonisierung hatten sie nicht. Die Hunnen, Abhängigkeitsstruktur einfügt und ihrerseits
die bei ihrem Durchzug durch das die slawische Bevölkerung allmählich
Donaugebiet etwa 70 Städte zu beiden Seiten assimiliert. Diese nunmehr von einem starken
des Flusses brandschatzten, waren letztlich slawischen Landadel beherrschte rumänische
auf die Versorgungsgüter der autochthonen Landbevölkerung identifiziert sich sehr schnell
Bevölkerung angewiesen. Restbestände von mit ihrer neuen Lage. Als seit 896 die Ungarn
durch das Land gezogenen ins Land eindringen, schützt gleichzeitig die
Bevölkerungsteilen wurden allmählich Zugehörigkeit zum slawischen
assimiliert, ohne wesentliche sprachliche oder Herrschaftsbereich und zur orthodoxen
kulturelle Spuren zu hinterlassen. Unter dem Religion die rumänische Bevölkerung vor
Druck der Nomadenvölker sehen sich die einer erneuten Eingliederung in eine andere
Dakoromanen allmählich gezwungen, ihre Kultur. Die nun folgenden Kulturkontakte mit
alten Städte und Handelsorte zu verlassen Ungarn, Deutschen und Türken beeinflussten
und in den Karpaten ein Bauern- und zwar die nunmehr eigenständige rumänische
Hirtenleben zu führen. In den entlegenen Sprache und Kultur, sie konnten sie allerdings
Tälern und den Hochgebirgsweiden der nicht mehr umstürzen.
Karpaten hat sich dakoromanische Kultur und
Sprache erhalten. Hier, in der Ferne vom einst
mächtigen Rom, hat sich auch das
Rumänische als eigenständige romanische zurück zur Textauswahl
Sprache der Dakoromanen konstituiert. Bis ins
7. Jh. war das Lateinische auch für die
süddanubischen Regionen, auch wenn sie seit
395 zu Ostrom gehörten, Staatssprache und
überregionale Verkehrssprache.
Erst it den Slawenwanderungen, die in den
letzten Jahrzehnten des 6.Jh. in der
Nordmoldau beginnen, um im 9. Jh. in einem
bulgarischen Zarenreich zu enden, das sich in
der ersten Hälfte des 10. Jhs. auch auf einige
Regionen im Norden der Donau ausdehnt,
kommen fremde sesshafte Bauern in den
Lebensbereich der Dakoromanen. Der
sprachliche Konsolidierungsprozess des
Rumänischen ist jedoch zu diesem Zeitpunkt
schon so weit abgeschlossen, dass die
rumänische Sprache und Kultur lediglich
Bereicherungen, aber keine essentiellen
Veränderungen mehr erfahren. Diese
slawischen Entlehnungen, die im Vokabular
des Rumänischen in großer Fülle Eingang
gefunden haben, werden gleichzeitig zum
wichtigsten Charakteristikum des
Rumänischen überhaupt. Kein späteres
Ereignis, nicht einmal die fast vierhundert
Jahre lang währende Abhängigkeit von den
Türken, hat die rumänische Sprache und
Kultur so entscheidend beeinflusst, wie der
Kontakt mit den Slawen. Mit der Zuwanderung
der Slawen formt sich aus der romanischen
Provinzialbevölkerung Dakiens das
rumänische Volk, wird aus dem bereits
spezifisch «rumänische» Züge tragenden
gesprochenen Latein Dakiens eine
eigenständige romanische Sprache
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Rumänien - Rumänische Identität Seite 1 von 2
Durch die slawische Landnahme wurde das Hier an der Grenze zwischen der west- wie
romanisierte Dakien definitiv von den übrigen oströmischen Abendlandtradition und den
romanischen Ländern isoliert. Gleichzeitig heranflutenden Mongolentataren im
wurde auf lange Sicht die Ausrichtung auf Nordosten sowie den erstarkenden Türken vor
Byzanz zementiert, ohne die eine rumänische den Pforten der byzantinischen Kultur sind die
Kultur der Folgezeit nicht gesehen werden eigenständigsten und großartigsten
darf. Die aus den Dakern, römischen Siedlern Kulturleistungen Rumäniens entstanden, die
und Soldaten hervorgegangene romanische ohne Byzanz undenkbar wären: die
Provinzbevölkerung wird erst durch das moldauischen Klöster mit ihren
slawische Bevölkerungsferment zur eigentlich farbenprächtigen Bildgeschichten an den
rumänischen Bevölkerung. Fassaden. Gerade durch den ständigen Druck
Mit dem Eindringen der Slawen verliert der katholischer Propaganda aus dem
wirtschaftliche Einfluss Ostroms an jagellonischen Polen sah sich der
Bedeutung. Ein gewisser moldauische Fürst Alexandru cel Bun (140l-
Ruralisierungsprozess setzt ein und endet mit 1432) veranlasst, die administrative Struktur
der Verdrängung der autochthonen der byzantinischen Orthodoxie durch
Bevölkerung in ökonomisch unvorteilhafte zahlreiche Klostergründungen zu stärken. Wie
Gebirgs- und Hangzonen. Im Besitz der so häufig in der Geschichte Rumäniens führte
Slawen befanden sich die Talsohlen, die gerade der Druck durch die fremdbestimmte
Märkte, Brücken, Goldminen und Salinen. Die politische Konstellation zu genialen
Rumänen, von ihnen kann man mit Fug und Eigenschöpfungen. Die Option für die
Recht seit der slawischen Landnahme Verstärkung der byzantinischen Orthodoxie
sprechen, bleiben Untertan. Ihr nächster (ost) war ein Weg Unabhängigkeit zu
romanischer Bezugspunkt, Byzanz, verliert demonstrieren.
zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert durch Die polnischen Kaufleute, die Mittel- und
die slawisch-bulgarische Staatsbildung südlich Nordeuropa mit orientalischen Waren
der Donau an Einfluss, doch die versorgten, die am Schwarzen Meer und über
Christianisierung des ersten bulgarischen Byzanz umgeschlagen wurden, kamen über
Reichs unter Khan Boris legte bald den die Täler des Sereth, Prut und Dnjester nach
Grundstein für ein allmähliches Rumänien. Die rumänische Moldau mit ihrer
Wiedererstehen des byzantinischen eigenständigen byzantinischen Kultur blühte
Einflusses auf den dakoromanischen Raum. ähnlich auf wie später, nach dem Fall
Zunächst bezog Zar Simeon (893-927) Teile Konstantinopels die im Kräftefeld des
davon in sein bulgarisches Reich ein, doch die katholischen Ungarn und der herannahenden
ungarische Einwanderung (896), die der türkischen Heere auf Eigenständigkeit
Petschenegen, Usen und Kumanen lockerten bedachte rumänische Walachei. Auch hier war
die direkte Abhängigkeit von einem schwächer es die über die Bulgaren vermittelte Kultur der
werdenden Bulgarenreich. So kann man byzantinischen Orthodoxie, die eine
beobachten, dass schon Anfang des 10. Abgrenzung gegenüber den katholischen
Jahrhunderts, noch vor dem Wiedererstarken Ungarn erlaubte, deren christliche
von Byzanz unter Basileios II, monetäre und Gemeinsamkeit aber gleichzeitig Attraktion
materielle Zeugnisse vom Handel zwischen genug für die westlichen Mächte darstellte, in
Byzanz und den Dakoromanen künden, der dem walachischen Fürstentum einen
auf einem Boden stattfand, den die Schüler kostenlosen Verteidigungswall gegen die
des Cyrill und Method, der beiden Türkenexpansion zu sehen. Das Transitland
«Slawenapostel», zuvor christlich in der zwischen Orient und Okzident, das
Tradition der byzantinischen Orthodoxie Fürstentum Walachei, findet in der
missioniert hatten. byzantinischen Orthodoxie eine wenn auch
Seit dem 10. Jahrhundert dominiert die über fiktive Unabhängigkeitsidentifikation, die für
das kyrillische Alphabet verbreitete das Entstehen rumänischer Eigenstaatlichkeit
altkirchenslawische Liturgiesprache und von höchster Bedeutung ist.
vermittelt die kulturellen Inhalte der So ist Byzanz für Rumänien der Rest einer
byzantinischen Orthodoxie. Die rumänischen Nabelschnur Roms, zugleich aber auch, lange
Kernlande Walachei, Moldau sowie nachdem es nicht mehr existierte, die Idee
Siebenbürgen und die Dobrogea unterliegen einer christlichen-weltlichen Autorität und
aber nicht einer einheitlichen Beeinflussung Tradition und damit eine ständig sprudelnde
durch die byzantinische Kultur. Da Rumänien Quelle der Identitätsfindung zwischen Orient
zwischen dem zweiten Reich der und Okzident.
byzantinisch-orthodoxen Bulgaren im Süden,
dem byzantinischen Restimperium, dem seit
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Rumänien - Rumänische Identität Seite 2 von 2
Byzanz
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Rumänien - Mittelalter Seite 2 von 3
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Rumänien - Mittelalter Seite 3 von 3
Eigenstaatlichkeit kleinerer Einheiten ist bis mehr oder minder starker Form erlebten, lag
ins 9. Jahrhundert nachzuweisen. Ein aber auch die Chance zur Wahrung und
panrumänisches Staatengebilde , an dem zum Entwicklung der an die innere Autonomie
ersten Mal alle rumänischen Ländern gebundenen eigenen Kulturleistungen. So
partizipieren, gibt es, wenn auch, wegen der sind in den großen Klöstern der Moldau, der
folgenden Türkeneroberung, nur für kurze Walachei und den Wehrkirchen und Städten
Zeit, im Rahmen des walachischen Staats des Siebenbürgens die kulturellen Leistungen
Mircea cel Bătrân . Das 15. áJahrhundert entstanden, die eine autonome rumänische
hätte nach der allgemeinen Bevölkerung zur Verteidigung des christlichen
Entwicklungstendenz einen rumänischen Abendlandes befähigte.
Gesamtstaat hervorbringen können, wäre die
türkische Bedrohung und Okkupation nicht
gewesen. zurück zur Textauswahl
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
dringen die Türken zur Donau vor. Die
rumänischen Länder werden in der Folgezeit
zum Bollwerk Europas in der
Auseinandersetzung mit dem osmanischen
Reich. Mircea cel Bătrân verliert nach langen
Auseinandersetzungen und einigen
kurzlebigen militärischen Siegen schließlich
die Dobrogea und seine wichtigen Festungen
Giurgiu und Turnu an die Türken. Der Status
der rumänischen Fürstentümer konnte im
Laufe der Zeit nur durch eine tributpflichtige
Unterwerfung unter die osmanische
Herrschaft bei Wahrung einer gewissen
inneren Autonomie gerettet werden. Für die
Nachfolger Mirceas wurde der Kampf mit den
Türken alltägliche leidvolle Erfahrung.
1432 gelangten türkische Truppen bis nach
Transsilvanien. Iancu von Hunedoara,
Wojewod von Transsilvanien und ungarischer
Gouverneur, wurde durch seine siegreichen
Schlachten von Ialomitţa (1442) und Belgrad
(1456) gegen die Türken eine Persönlichkeit
der europäischen Geschichte.
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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat Seite 1 von 5
Die Entwicklung zum Nationalstaat - Als die revolutionre Bewegung des Tudor
Überlebensstrategien Vladimirescu (1780-1821), eines Bauern und
Pandurenführers - Panduren waren
Hilfssoldaten, die aus Steuervorteilen
Die in ganz Europa bewunderten Siege des Wehrdienst in den türkisch-fanariotischen
walachischen Fürsten Mihai Viteazul in Gebieten leisteten - sich zu einer wahren
panrumänisch-habsburgisch-polnischer Volksbewegung entwickelte, stellte sich das
Allianz über die Türken (1596) ermöglichte zaristische Russland, nach dem Tode des
wieder ein panrumänisches Herrschaftsgebiet Anführers Tudor auf die Seite der
mit Eigenstaatlichkeit, diesmal größer als das rumänischen Revolutionäre. Tudor hatte in der
Herrschaftsgebiet des Mircea cel Bătrân. Proklamation von Padeş (1821) zum ersten
Unter Mihais Führung schließen sich Moldau, Mal die nationale Einheit der Rumänen
Walachei und auch Transsilvanien im Jahre apostrophiert und vor allem die Abschaffung
1600 zu einem ersten panrumänischen der türkischen Tribute sowie die
Staatswesen zusammen, das dem römischen Wiederherstellung rumänischer Herrschaft
Dakien territorial entspricht und in dieser Form über die Fürstentümer unter Ausschluss der
als Vorläufer des modernen Rumänien Fanarioten und Türken gefordert. Istanbul
bezeichnet werden kann. Mit Mihai Viteazul lenkt ein und läßt die Griechen aus allen
beginnt die Geschichte des modernen Ämtern beseitigen. Doch die letzte Etappe vor
Rumänien. dem Sieg über die türkische Herrschaft wird
Zwei wichtige Entwicklungen prägen die erst durch die Unterstützung Russlands
Ereignisse um die Entstehung dieses erreicht:
rumänischen Staats:
Das Erstarken des habsburgischen Imperiums
mit dem Resultat der allmählichen Vertreibung
der Türken aus Mitteleuropa bis zum Ende
des 17. Jahrhunderts sowie die deutliche
Schwäche und der sich allmählich
abzeichnende Niedergang des osmanischen
Reiches seit dem Ende des 16. Jahrhunderts.
Doch diese beiden Tendenzen bedeuten für
die alltägliche rumänische Realität erneute
Kämpfe um Selbständigkeit.
Tudor Vladimirescu
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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat Seite 2 von 5
offiziellen Tribute. Ein ausgeklügeltes Bojaren, die Kirche und die wohlhabenden
Ausbeutungssystem, das den Bauern die Klöster steuerfrei blieben. Sehr bald festigten
Hauptlast der Abgaben aufbürdete, schaffte die Bojaren gegen den Einfluss des
das Geld herbei, das die innere Autonomie russischen Gouverneurs ihre Position und
garantieren sollte. Aufstände und legten den Bauern immer mehr
Fluchtbewegungen unter der Bauernschaft Einschränkungen und Frondienste auf.
waren die Folge. Mihai Viteazul führte die Mit dem Réglement organique, das 1834 von
sogenannte Schollenpflicht ein und nahm der Hohen Pforte anerkannt wurde, hatte
damit den Leibeigenen und Freibauern, die Russland ein Mittel der Loslösung von
auf Bojarenanwesen wohnten, das türkischer Dominanz und eine ständige
Wegzugsrecht. Beeinflussungsmöglichkeit der rumänischen
Dem wachsenden Druck der Polen, Türken Politik gefunden. Trotz der Tatsache, dass
und des Kaisers Rudolf II, der Siebenbürgen aufgeklärte Geister wie Kisselef wirkten und
zu einer österreichischen Provinz machen die rumänischen Protektorate eine modernere
wollte, konnte er auf Dauer kaum etwas Verfassung erhielten als das autokratische
entgegenstellen. Er verfügte nicht über die Petersburg selbst es sich erlauben durfte,
nötigen finanziellen Mittel, um einer solchen konnte sich keine dauerhafte positive
Auseinandersetzung gewachsen zu sein. So politische Beziehung zwischen Russland und
war der erste panrumänische Staat nur von der rumänischen Bevölkerung entwickeln, war
kurzer Dauer. Fortan sah sich Rumänien auch es doch deutlich, zu welchem Preis
den Österreichern ausgeliefert, deren Petersburg die rumänischen Reformen
Expansionslust sich nicht auf Siebenbürgen einleitete: Bessarabien war russisch
beschränken sollte. geworden, das Schwarze Meer sollte zu
Die kurze Episode der Herrschaft des Mihai einem Mare clausum werden und die
Viteazul über Rumänien wurde bis zum 19. russische Vorherrschaft auf dem Balkan sollte
Jahrhundert zum Mythos und Leitmotiv aller gegenüber der Türkei vorangetrieben werden.
rumänischer Freiheitsbewegungen und Das zaristische Russland, unmittelbar nach
panrumänischer Zielsetzungen. Tudor Vladimirescus Erhebung als Befreier
Ende des 17. Jahrhunderts vertreibt gefeiert, verlor in der Zeit seines Protektorats
Österreich die Türken aus dem Donau- sehr bald wegen ständiger Übergriffe,
Karpatenbereich und besetzt Transsilvanien. Einmischungen und Ausbeutung seine
Die rumänischen Bauern schöpfen zunächst Chance, einen befreundeten Nachbarn zu
Hoffnung. Doch die österreichische Herrschaft gewinnen. Die im Innern der rumänischen
kollaboriert mit dem fremden Adel des Landes Länder wachsende Opposition rumänischer
und den privilegierten Minderheiten, um ihre Intellektueller bezog ihr Ideengut zunehmend
Herrschaft abzusichern. Den rumänischen aus dem Westen, vornehmlich aus Frankreich.
Bauern bringen die neuen Herren nur höhere Für die Revolutionäre von 1848 ist der Zar
Abgaben, sozialen Druck und Ausbeutung. Inbegriff von Reaktion und Unterdrückung, ist
Ein Teil des orthodoxen Klerus Siebenbürgens die russische Protektoratsmacht gleichwertig
versuchte auf Veranlassung der Wiener mit dem verhassten fanariotischen Vorgänger.
Jesuiten eine Verbesserung der Situation In der gescheiterten Revolution von 1848
durch die Anbindung der siebenbürgischen versuchten die Revolutionäre in ihren
orthodoxen Kirche an Rom zu erreichen: Die Forderungen westeuropäische Gegebenheiten
"unierte" Kirche Siebenbürgens, die bis zu den auf Rumänien zu übertragen. Sie propagierten
Tagen der Volksrepublik existierte, wurde die Abschaffung des russischen Protektorats,
1698 ins Leben gerufen. Über diese an Rom Vereinigung von Moldau und Walachei, sowie
orientierte Kirche kam nun erstmals wieder Vereinigung aller Rumänen unter Einschluss
lateinisches Denken in das byzantinisch- der österreichisch besetzten Gebiete
orthodox geprägte Land. Hier, in den Siebenbürgen, Bukowina, Banat und des
lateinischen Quellen, fanden die rumänisch russisch besetzten Bessarabien,
gesinnten Intellektuellen des Landes ihre Emanzipation der Bauern - was auch immer
besten Argumente für - im Westen lange das sein sollte - und allgemeines Wahlrecht.
vergessene - romanische Kontinuität und für Eine Landreform und Abschaffung der
den Besitzanspruch auf rumänischen Boden. Leibeigenschaft, die den Bauern eine Lösung
So förderten die österreichischen Aktivitäten ihrer Probleme gebracht hätte, war natürlich
indirekt den rumänischen Nationalismus. Sie nicht Gegenstand der nationalistisch-
sind, ohne es zu wollen, Geburtshelfer eines idealisierten Forderungen. Ohne den
panrumänischen Denkens, das in dem Wissen Bauernstand gab es aber keine tragfähige
um die Gemeinsamkeit der römischen Basis für die Revolutionäre. Die Revolution
Abstammung neue Nahrung findet. scheiterte, doch die Sehnsucht der Rumänen
Die wirtschaftlichen Bedingungen der nach einem eigenen unabhängigen Staat blieb
rumänischen Bauern Transsilvaniens bestehen.
verbesserten sich unter der Herrschaft Als die zaristischen Truppen im Krimkrieg
Österreichs nicht. Das 18. Jahrhundert ist 1853 den Pruth überschritten und der Zar trotz
geprägt von verzweifelten Aufständen Ultimatums der Westmächte und Entsendung
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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat Seite 3 von 5
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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat Seite 4 von 5
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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat Seite 5 von 5
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Rumänien - Das rumänische Königreich Seite 1 von 2
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Rumänien - Das rumänische Königreich Seite 2 von 2
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Rumänien - Niedergang des Königreichs Seite 1 von 3
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Rumänien - Niedergang des Königreichs Seite 2 von 3
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Rumänien - Niedergang des Königreichs Seite 3 von 3
sich vom deutschen. Er ähnelt dem Phase und wurde erst 1962 abgeschlossen.
italienischen. Als "Legion des Erzengels Die Sowjetunion gab unmittelbar nach dem
Michael" ist der Vorläufer der Eisernen Garde Regierungsantritt Grozas Nordsiebenbürgen
ein Kind der Weltwirtschaftskrise. Die 1930 an Rumänien zurück. Hierdurch gewann die
daraus entwickelte Eiserne Garde unter der Regierung Groza Prestige in der gesamten
Führung ihres "Capitanul" Codreanu kopierte rumänischen Bevölkerung. Im Friedensvertrag
mit Führerkult und paramilitärischen vom 10.2.1947 wurden die Grenzen mit der
Organisationsformen italienische Faschisten Sowjetunion vom Januar 1941, also nach der
und deutsche Nationalsozialisten. Bei Abtretung der Bukowina und Bessarabien
verwandter Ideologie wird der auch hier wiederhergestellt. Transsilvanien verblieb in
vorhandene Antisemitismus anders begründet den Grenzen vom Januar 1938, wie man es
als bei den Nationalsozialisten. Die christlich- der Regierung Groza versprochen hatte, bei
orthodoxe Tradition der Anhänger der Rumänien.
Eisernen Garde ließ sie ihren Antisemitismus Schauprozesse im Gebäude der heutigen
vor allem mystisch-religiös begründen. juristischen Fakultät der Universität Bukarest
Spezifisch rumänischen Inhalts ist ihr Kampf rechneten mit den politischen und
gegen die Korruption, gegen die Ausbeutung militärischen Führern der Kriegszeit ab. Die
der Bauern durch die Institutionen des neuen politischen Parteien der Vorkriegszeit wurden
Staats und durch die aufkommende nacheinander diskreditiert und aufgelöst.
Industrialisierung. Eine Verklärung des Träger des politischen Willens wurde die aus
"Reinen und Unverdorbenen" bäuerlicher zwangsvereinigten Sozialdemokraten und
Volkskultur war die "Blut-und-Boden"-Parallele Kommunisten gebildete Rumänische
zum Nationalsozialismus. Politisch nahe dem Arbeiterpartei (PMR = Partidul Muncitoresc
Populismus anzusiedeln, führte die Eiserne Român), die sich zwei Jahrzehnte später PCR
Garde im selbstgegebenen Auftrag der (Partidul Comunist Român) nannte.
bäuerlichen Volkskultur einen religiös Petru Groza und der Generalsekretär der
verbrämten Kreuzzug gegen den rumänischen KP, Gheorghiu-Dej, bewirkten
andersdenkenden bürgerlichen Staat, seine am 30.12.1947 die Abdankung König
Fehler und Korruption, gegen die Mißstände Michaels, der daraufhin das Land verließ.
auf dem Lande und machte dafür neben dem Die Rumänische Volksrepublik, deren
Staat und seinen Führern parallel zum Verfassung am 13.4.1948 angenommen wird,
Nationalsozialismus mit viel Pathos und Pomp wird ausgerufen. Mit dem rumänischen
Kommunismus und Judentum verantwortlich. Königtum geht eine Epoche zu Ende. Es war
Der Pseudomoralismus und das soziale die Blütezeit der Bourgeoisie und des
Sendungsbewusstsein waren Attraktion für die Großgrundbesitzes, zugleich aber auch eine
vom bürgerlichen Staat enttäuschte Jugend Zeit größten Elends und ohne Hoffnung für die
und einen großen Teil der Intellektuellen. Die Mehrzahl der Landbevölkerung. Das Königtum
rumänische Variante des europäischen repräsentiert in Rumänien eine Zeit der
Faschismus ist somit zwar Resultat der nationalen Selbstfindung, des Erringens
Weltwirtschaftskrise und der entstehenden nationaler Souveränität und der territorialen
faschistischen Ideologien, es ist aber Absicherung des Landes. In diesem Zeitalter
gleichzeitig eine Reaktion auf die politische hat Rumänien sein Territorium schrittweise
Entwicklung des rumänischen Bürgertums im vergrößern können, sogar soweit, dass der
Königreich und die Vernachlässigung des Staat selber von einem Nationalstaat zu
Bauerntums. Im Anti-Kommunismus, der zu einem Nationalitätenstaat wurde. Aus den
seinem größten Teil Russophobie aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs konnte das
Zeiten der russischen Protektoratsmacht ist, Königtum mehr als nur den Kern des
dokumentiert sich die begründete Angst vor rumänischen Territoriums retten. Es war vor
dem direkten Nachbarn und den mit ihm bis allem in seiner Endphase Garant für
1940 nicht gelösten Problemen um den Besitz rumänische Eigenstaatlichkeit, die danach
des rumänischsprachigen Bessarabien. Nach nicht mehr zur Disposition stand. Scheitern
der zwangsweisen Rückgabe Bessarabiens musste das Königtum letztlich nicht nur an
verbinden sich mit dem Anti-Kommunismus dem realpolitischen Ergebnis des Zweiten
revanchistische Gefühle. Weltkriegs, sondern auch an seinem
politischen Unvermögen, die sozialen
Probleme des Landes rechtzeitig und effizient
zu lösen. Diese Aufgabe musste zentrales
zurück zur Textauswahl Anliegen des Nachfolgestaats werden.
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Rumänien - Volksrepublik Seite 1 von 2
Gheorghe Gheorghiu-Dej
Stemma der Volksrepublik
Sehr bald liess Gheorghiu-Dej, der den
Namen des politischen Zuchthauses Dej als
In dieser Stunde Null begann die junge Untergrundnamen angenommen hatte, seine
Volksdemokratie nach sowjetischem Vorbild Konkurrenten in der Partei beseitigen. Der
den Neuaufbau der Volkswirtschaft. Im Juni Untergrund-KP-Chef Stephan Foris war schon
1948, zwei Monate nach Verkündigung der nach dem Einmarsch der Sowjettruppen
Verfassung, verstaatlichte die Regierung 90 % wegen «Feigheit» erschossen worden. Sein
der Industrie- Bergwerks- und Nachfolger Lucreţiu Pătrăşcanu, Mann der
Transportunternehmen einschliesslich des ersten Stunde und als KP-Chef Mitglied der
Banken- und Versicherungswesens. Die ersten noch vom König eingesetzten
bereits 1945 verkündete Landreform wurde Regierung, wurde 1948 verhaftet und starb
weiter vorangetrieben. Der Großgrundbesitz 1954 als angeblicher «amerikanischer Spion»
von über 50 ha fiel der Enteignung anheim. Ab am Galgen. 1952 verlor schließlich die
1949 wurde eine gezielte Kollektivierung gefürchtete Ana Pauker, die langjährige
anvisiert. Außenministerin und als Favoritin Stalins
Die Güter und Häuser von Faschisten, Regimegegnern und Anführerin der «Moskauer Fraktion», alle
Angehörigen der deutschen Minderheit, denen Kollaboration Ämter. Ihr wurde Rechtsabweichlertum
mit den Nationalsozialisten vorgeworfen wurde, sowie Güter
von Bürgern, die ins Ausland geflüchtet waren, hatte man
vorgeworfen, ihrer Gruppe gab man die
unmittelbar nach dem Krieg beschlagnahmt. Da durch das Schuld für die seit Kriegsende ständig
Volksgruppen-Dekret der rumänischen Regierung vom 20. anwachsende Zahl von kollaborationswilligen
11. 1940 faktisch alle rumänischen Bürger deutscher nichtproletarischen Parteimitgliedern, die in
Abstammung zu Mitgliedern der damals bereits
nationalsozialistisch beherrschten «Deutschen Volksgruppe» übereilter Rekrutierung die Mitgliederbasis
erklärt worden waren, bedeutete dies für alle das Makel der stärken sollte. Von 1945 war die Partei von
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Rumänien - Volksrepublik Seite 2 von 2
Kollaboration und damit die entschädigungslose Enteignung. 1000 Mitgliedern auf 800.000 angestiegen.
Bis 1947 wurden von 143219 Landbesitzern insgesamt
1.443.911 ha Boden enteignet. Davon wurden angeblich Zuvor war zum Höhepunkt des Konflikts
114.000 ha aus der Enteignung des Großgrundbesitzes zwischen «Moskauer» und «rumänischer»
gewonnen und 536.000 ha aus dem Besitz deutscher Klein- Fraktion eine Parteisäuberungsaktion
und Mittelbauern. Seit 1946 wurden Staatsgüter eingerichtet,
auf denen viele Enteignete wieder Arbeit fanden. durchgeführt worden, die 192.000
«ausbeuterische und feindliche Elemente,
Die neue Verfassung der Volksrepublik Karrieristen und Opportunisten» aus der
übernahm das Nationalitätenstatut von 1945 Partei ausgeschlossen hatte. Schließlich
nachdem alle Bürger der rumänischen wurde auch das Scheitern des
Volksrepublik «ohne Unterschied des Industrialisierungsprogramms der Moskauer
Geschlechts, der Nationalität, der Rasse, der Gruppe zur Last gelegt, die nun mit ihrer
Religion oder des Bildungsstandes vor dem Gallionsfigur Ana Pauker aus allen Ämtern
Gesetz gleich» sind. Durch einen Erlass vom entfernt wurde. Gheorghiu-Dejs Führungsrolle
Dezember 1948 wurden die Bestimmungen war nun unumstritten. Am 2.6.52 vereinigte er
des Nationalitätenerlasses ausdrücklich auch die Ämter des Präsidenten des Ministerrats
auf die Deutschen in Rumänien ausgedehnt, und des Generalsekretärs der PMR in seiner
die bis dahin faktisch rechtlos waren. Mit der Person.
Gleichstellung erhielten sie auch das Allmählich ging Gheorghiu-Dej auf vorsichtige
Wahlrecht und wurden ein Jahr später Distanz zu Moskau, vereitelte die Drohung
wehrpflichtig. Mit dem Neubeginn der Stalins, Rumänien als Sowjetrepublik
Volksrepublik konnte bald in den (wiedervereinigt mit der Moldauischen
Minderheitenregionen wieder deutsch Sowjetrepublik) der Sowjetunion
gesprochen werden. In die nach sowjetischem einzugliedern, setzte nach dem Tode Stalins
Vorbild geschaffenen Volksräte der Regionen schrittweise bis 1956 die Liquidation der
und Rayons wurden bereits 1950 über 1000 ausbeuterischen Sovrom-Unternehmen durch
deutschstämmige Deputierte gewählt, die vom und erreichte schließlich 1958 den Abzug der
«Deutschen Antifaschistischen Komitee» für sowjetischen Besatzungstruppen.
gut befunden und vorgeschlagen wurden. Für Gheorghe Gheorghiu-Dej stellte, nachdem er
die Deutschen in Rumänien begann sich das verhindert hatte, dass seinem Land die Rolle
Leben unter veränderten ökonomischen eines Rohstofflieferanten und Agrarlandes im
Bedingungen allmählich wieder zu östlichen Wirtschaftssystem zudiktiert wurde,
normalisieren. zum Ende seiner Regierungszeit die Weichen
Mit den Verstaatlichungs- und in Richtung auf eine Öffnung zum Westen. Mit
Kollektivierungsmaßnahmen waren die dem Sechsjahresplan von 1960 liess er eine
Grundlagen für eine staatliche Planwirtschaft eigene Schwerindustrie aufbauen und gewann
gegeben. Die erste Währungsreform vom deutsche Firmen für den Aufbau rumänischer
15.8.1947 reichte nicht aus, die Aushöhlung Chemie- und Hüttenkombinate. Er liess
der rumänischen Währung zu stoppen. So Massentourismus an der Schwarzmeerküste
musste die Volksrepublik, nachdem die planen und zog damit im Laufe der Zeit
Nahrungsmittelpreise sich verdreifacht hatten Millionen von fremden Besuchern ins Land. Er
und ein starker Inflationsdruck vorhanden war, besuchte Eisenhower in den USA und sandte
eine neue Whrungsreform am 28.1.52 den hochangesehenen elsaßsmmigen
durchführen, die den Leu in das Ministerpräsidenten Maurer zu de Gaulle nach
rubelkonvertible System des RGW, des Rats Paris. Als Gheorghiu-Dej im Alter von 63
für gegenseitige Wirtschaftshilfe (im Westen Jahren an einer Lungenentzündung starb, war
COMECON, in Rumänien CAER genannt) Rumänien reif für eine eigenständige
einband. Unter der Leitung von Gheorghe Außenpolitik und voller Hoffnungen auf fällige
Gheorghiu-Dej sollte ein Generalplan für die Wirtschaftsreformen.
nationale Wirtschaft aufgestellt werden, der
mit dem RGW abzustimmen war. Die beiden
Einjahrespläne von 1949 und 1950 gaben der
Entwicklung der Schwerindustrie und dem zurück zur Textauswahl
Donau-Schwarzmeer-Kanal Vorrang und
bewilligten kaum Investitionen für die
Landwirtschaft, deren Integration in die neue
sozialistische Wirtschaft sich am
problematischsten gestalten sollte.
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Rumänien - Sozialistische Republik Seite 1 von 2
Die Sozialistische Republik Die Bevölkerung, die bei einem solchen Maß
(1965-1989) an Kritik gegenüber der Sowjetunion eine
sowjetische Intervention befürchtete, stand
einmütig hinter «ihrem» Präsidenten.
Nach dem Tode Gheorghiu-Dejs (1965) wird Ceauşescu gelang es, dem über Jahrhunderte
Nicolae Ceauşescu, mit 48 Jahren jüngster durch Fremdherrschaft und Unterdrückung
Parteichef Osteuropas, sein Nachfolger. geformten rumänischen Volk eine neue Rolle
Der ehemalige Schusterlehrling aus im Kräftespiel Europas zu geben. Er selbst
Scorniceşti hatte den 17 Jahre älteren sah sich als großen Vermittler, als
Mitgefangenen Gheorghiu-Dej im politischen Staatsmann, der auf diplomatischem Parkett
Zuchthaus Dej kennengelernt. Bald wurde er Konflikte zu lösen in der Lage war.
durch Botengänge und Arbeiten in der Maßgeblich beteiligt war er als Vermittler der
Illegalität zum wichtigsten Vertrauten Dejs, der Verhandlungen, die zum israelisch-
ihm nach dem Krieg als erste größere ägyptischen Frieden führten. Bald war er auf
politische Aufgabe den Vollzug der internationaler Ebene dafür geschätzt. Dem
Zwangskollektivierung der Bauern rumänischen Volk wollte er das Gefühl geben,
anvertraute. Nach Tätigkeiten im das beste europäische Beispiel für ein Volk zu
kommunistischen Jugendverband wurde er sein, dass stets um seine Unabhängigkeit
Vize-Minister der Streitkräfte und Leiter der kämpfen musste. Daher sollte das rumänische
Obersten Politischen Direktion der Armee und Volk international stets Vorkämpfer für
konnte so die Parteilinie in den Streitkräften Unabhängigkeit und Gerechtigkeit sein. Aus
durchsetzen und die Kader straffer den Rumänen wurden in Ceauşescus
organisieren. Sein ausgeprägtes Geschichtsauffassung Dakersprösslinge, die
Organisationstalent brachten ihm 1955 das sich im Kampf gegen die römischen Invasoren
wichtigste Amt im Politbüro ein, die Leitung ihre Unabhängigkeit sichern wollten. Burebista
von Organisation und Kadern, das und Decebal wurden ebenso wie
Machtzentrum der obersten Personalpolitik. mittelalterliche Fürsten wie Mircea cel Bătrân,
Mit dem Wissen um die geheimen Ştefan cel Mare und Mihail Viteazul zu Ahnen
Personalakten der obersten Kader fiel ihm der rumänischen KP reinterpretiert, weil sie
eine Schlüsselposition zu, die seinen Aufstieg versucht hatten, Rumänien vor Fremdem wie
in die Spitze der Parteihierarchie etwa dem dekadenten Einfluss Roms oder der
beschleunigte. Nach dem Tode Dejs wurde er osmanischen Dominanz zu schützen.
zum Ersten Sekretär der Partei gewählt.
Er verfolgt zunächst den Kurs seines
Amtsvorgängers. Im August 1965 setzt er mit
einer neuen Verfassung und der
Umbenennung des Staats in Sozialistische
Republik Rumänien (Republica Socialistă
România, abgekürzt RSR) ein vorsichtiges
Zeichen zur Loslösung von der sowjetischen
Tutelenschaft. Gleichzeitig wurde die PMR
(Rumänische Arbeiterpartei) in PCR [KPR]
umbenannt. Nicolae Ceauşescu
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Rumänien - Sozialistische Republik Seite 2 von 2
damals sowjetfeindlichen China, um mit der wurden die seit Jahrhunderten garantierten
chinesischen Karte ein Mehr an Minderheitsrechte für Ungarn und Deutsche
außenpolitischer Selbständigkeit zu erreichen. aufgehoben. Ungarische und deutsche
1966 empfing er Tito und Zhou En-Lai. Dorfnamen wurde rumänisiert und zahlreiche
Gleichzeitig knüpfte er Beziehungen zum deutsche und ungarische Schulen mussten
kapitalistischen Westen an, um auf lange schliessen oder wurden allmählich
Sicht ein ehrgeiziges rumänisiert. Die Zahl der deutschsprachigen
Industrialisierungsprogramm zu realisieren. Bürger des Landes sank dramatisch auf unter
Das Schlagwort von den sprichwörtlich guten 200.000.
Beziehungen der Rumänen zu allen Völkern 1967 übernahm Ceauşescu auch das Amt des
ungeachtet ihrer Gesellschaftsordnungen Staatsratsvorsitzenden und liess sich 1974
wurde politisches Handlungsaxiom den neuen Titel «Präsident der Sozialistischen
Ceauşescus, dem die Sowjetunion kaum Republik Rumänien» verleihen. Seit Ende der
widersprechen konnte. Siebziger Jahre wurde die Sozialistische
So nahm Rumänien als erstes Land des Republik Rumänien immer stärker zu einem
Ostblocks 1967 diplomatische Beziehungen ausschließlich von Ceauşescu geprägten
zur B.R.Deutschland auf und entsprach nicht Staat.
dem damaligen Wunsch der Sowjetunion,
seine diplomatischen Beziehungen zu Israel
abzubrechen. Der Einmarsch der Warschauer zurück zur Textauswahl
Pakt Staaten in die CSSR fand ohne
Rumänien statt. Ceauşescu liess die
Nationalversammlung einberufen und erklärte
vor der Öffentlichkeit, dass der Warschauer
Pakt ausschliesslich «ein Instrument zur
Verteidigung der sozialistischen Länder gegen
eine Aggression von außen» sei. In der Folge
der Prager Ereignisse liess er 1968 sogar
patriotische Garden, eine Art bewaffneter
Volksmiliz, gründen «zur Verteidigung unseres
stolzen Vaterlandes gegen jeden fremden
Eindringling».
zurück zur Textauswahl
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Rumänien - Ära Ceausescu Seite 1 von 3
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Rumänien - Ära Ceausescu Seite 2 von 3
Schwager Ilie Verdeţ und sein Bruder Florea Rumänen anlässlich seines
kontrollierte das Zentralorgan der KPR, die Rumänienbesuchs am 9.6.87: "Selbst wenn
Parteizeitung Scînteia. Die Verwandten der Sie mir erzählen würden, dass in Ihrem Land
Dynastie Ceauşescu wurden geschickt in alles in Ordnung ist, ich würde es nicht
Stellvertreterposten untergebracht, so dass glauben" Von Gorbatschow gingen starke
sie zwar Kontrolle aus übten, gleichzeitig aber sowjetische Pressionen gegen den
die Verantwortung für etwaige Fehler auf die Personenkult und die Versuche, per
auswechselbaren ersten Repräsentanten Nepotismus die dynastische Nachfolge zu
abwälzen konnten, ohne dass das Bild des sichern, aus. Die sowjetophile Fraktion im ZK
Oberhaupts der Dynastie Schaden erlitt: eine erhielt allmählich Rückendeckung.
wahrhaft byzantinische Tradition!
Zur Nachfolge des in der zweiten Hälfte der
achtziger Jahre von Krankheit geprägten
Nicolae Ceauşescu steht neben seinem durch
Skandale diskreditierten Sohn Nicu vor allem
Frau Elena zur Disposition. Ohne
entsprechende Mehrheiten im ZK zu finden,
wollte Ceauşescu Frau Elena bereits 1979
und 1984 zur Stellvertretenden
Parteivorsitzenden küren lassen, um sie für
die Nachfolge aufzubauen. Die rumänische
Presse bejubelt täglich neben dem
Präsidenten die «Genossin Akademiemitglied
Doktor Ingenieur Elena Ceauşescu».
In der Endphase der Ära Ceauşescu nahmen Der Palast der Goldenen Epoche
die Probleme des Landes zu. Der
Schuldenberg, der durch die rasche Wegen der dramatisch sich entwickelnden
Industrialisierung aufgetürmt wurde und die innenpolitischen Unterdrückung suspendierte
nationale Misswirtschaft, verlangte von der im Juni 1987 der US-Kongress die
rumänischen Bevölkerung einen für Meistbegünstigungsklausel im Handel mit
europäische Verhältnisse einmaligen Rumänien. Zum Abschluss der «Goldenen
Konsumverzicht. Es gelang Ceauşescu Epoche» wollte Ceauşescu sich und der
immerhin, den Schuldenberg von über 20 neuen Sozialistischen Republik ein Denkmal
Milliarden Dollar 1987 auf 6 Milliarden zu setzen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche
verringern. Zwei Jahre danach sollte historisch wertvolle Stadtviertel in Bukarests
angeblich die gesamte Auslandsschuld getilgt Süden seit Mitte der achtziger Jahre dem
sein. Doch der Preis für diesen Zwang, den er Erdboden gleichgemacht, um im Werte von
dem Volk auferlegte, war der Verlust vieler 1,2 Milliarden Dollar ein neues Verwaltungs-
demokratischer Freiheiten. Nur mit Hilfe und Aufmarschzentrum des modernen
starrer Autorität und eines perfekt sozialistischen Rumänien zu schaffen. Für das
organisierten Staatssicherheitsdienstes wurde neue Regierungsviertel mit seinen
in den 80er Jahren das Land regiert. Ein neoklassizistischen Repräsentationsbauten,
Drittel der Bevölkerung arbeitete bereits direkt das zum 70. Geburtstag des «Großen
oder indirekt für den Staatssicherheitsdienst, Gründers», am 26.1.1988 eingeweiht wurde,
die securitate. Das nicht publizierte Dekret Nr. liess er etwa ein Fünftel der Stadt abreissen
408 verpflichtete jeden Bürger, innerhalb von und 40.000 Bukarester Bürger
24 Stunden einen Kontakt mit Ausländern der zwangsevakuieren. Zu beiden Seiten des 120
Miliz zu melden. Die Versammlungsfreiheit m breiten Boulevards des sozialistischen
wurde abgeschafft. Stimmen der Opposition Sieges mussten den Prunkbauten der
konnten sich nicht einmal mehr im Untergrund Parteielite die letzten Spuren eines
artikulieren, seitdem die Benutzung von bürgerlichen Bukarests weichen: Die Altstadt
Fotokopierapparaten kontrolliert und die fiel dem Beton der «Goldenen Epoche» zum
Bürger verpflichtet wurden, jährlich ihre Opfer.
Schreibmaschine per Schreibprobe bei der Die Rumänen verdanken ihrem Präsidenten
Miliz registrieren zu lassen. unbestritten ihr hohes internationales
Ansehen, den Wandel vom rückständigen
zurück zur Textauswahl Agrar- zum modernen Industriestaat und eine
Zunahme an Souveränität. Dafür besaß er bis
Mitte der siebziger Jahre ein Höchstmaß an
Popularität in der Bevölkerung. Für viele
Kenner der Situation ist deshalb der
Widerspruch zwischen der außenpolitischen in
aller Welt geschätzten Rolle Ceauşescus und
der innenpolitischen Entwicklung seit der Mitte
der siebziger Jahre hin zu Personenkult,
Nepotismus und Polizeistaat unerklärlich. Die
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Rumänien - Ära Ceausescu Seite 3 von 3
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