haupt charaktermäßig redlich, von jeman-
In der Bi-
dem zu erwarten, oder auch nur zu mei-
nen, dass man so was ehrlicherweise
schreiben könnte in dieser Situation?
Doch, es geht. Keiner sagt, dass es leicht
ist. Aber es geht deswegen, weil es heißt,
dass alle Leiden dieser Welt nur leicht und
vergänglich sind im Verhältnis zu der
überwältigenden Herrlichkeit, die auf uns
wartet. (Röm 8,18) Das soll nicht heißen,
dass Christen ihr Leben damit zubringen
würden, auf die himmlische Herrlichkeit zu
warten und in der Zwischenzeit sauertöp-
fisch dreinzugucken. Sie können sich ge-
rade freuen, weil sie wissen, dass sie spä-
testens am Ende offensichtlich gewinnen
und unterwegs auch schon des Öfteren.
Das heißt, dass wir eine Zuflucht für unse-
re Seelen haben, die es uns erlaubt, dank-
bar zu sein, selbst, wenn die Umstände
gar nicht danach aussehen. Ist das nicht
ein schöner Gedanke?
Wofür sind wir dankbar? Für das Essen
auf unserem Tisch? Für unsere Familie?
Für unser Haus, für unsere Freunde, für
unsere Arbeit? Dummerweise - all diese
Dinge könnte man theoretisch verlieren.
Dankenswerterweise leben wir in einem
Land, wo das wahrscheinlich nicht pas-
siert. Aber es könnte passieren. Es gibt
Leute, denen es passiert. Und die befrei-
ende Botschaft der biblischen Dankbarkeit
lautet: Gott hat dich so reich beschenkt,
dass du für den Rest deines Lebens keine
Sorge mehr haben musst, ob du Grund
zur Dankbarkeit hast. Gott gibt dir Grund
zur Dankbarkeit, weil er dich so gesegnet
hat in Jesus Christus, dass du dankbar
sein kannst in jeder Situation, wenn du
Gott darum bittest—weil er Dich als sein
Kind erwählt und Dir eine ewige Zukunft
gegeben hat. Und das ist genau mit der
Sinn von Ps 100,5: „Denn gut ist der
HERR. Seine Gnade ist ewig und seine
Treue von Geschlecht zu Geschlecht.“
Bei manchen Dingen in unserem Leben
verstehen wir dann im Nachhinein, warum
gewisse schwere Dinge sogar zum Guten
mitgewirkt haben, wie es heißt.
bel heißt es sogar, dass alle Dinge zum
Guten mitwirken. (Übrigens nicht zum
Besten, sondern zum Guten, heißt es.)
(Römer 8,28)
Vielleicht kennt ihr die Geschichte von
dem Mann, der seit Monaten auf der Süd-
seeinsel gestrandet war, lief da schon so
richtig in zerfetzten Klamotten herum als
bärtiger Schiffbrüchiger, der Magen knurr-
te ihm und er war total voller Groll und
Ärger, weil keiner ihn gefunden und abge-
holt hatte und haderte mit Gott wie ver-
rückt. Und dann fuhr wieder ein Schiff
vorbei. Der hüpfte wie verrückt am Strand
herum und das Schiff fuhr weiter und kei-
ner hatte ihn gesehen oder sein Schreien
gehört. Dann dreht er sich um und sieht,
dass seine Hütte brennt - "Oh nein!",
schimpft er und wirft seine Hände in ohn-
mächtigem Zorn und Verzweiflung in die
Luft und brüllt Gott an: "Wie kannst du mir
das antun? Kein Schiff hält und jetzt
brennt auch noch meine Hütte ab!" Da
plötzlich hört er hinter seinem Rücken ein
erlösendes "Tuuut" - "Sie da, das Schiff
kommt!" - Warum? "Wir haben dein
Rauchzeichen gesehen."
Manchmal zeigt uns Gott in unserer Le-
benszeit, manchmal sogar vielleicht inner-
halb von ein paar Jahren, wofür gewisse
schwierige Dinge gut waren und manch-
mal wird er es uns vielleicht in dieser Le-
benszeit nicht zeigen. Aber es bleibt: Wir
haben Grund dankbar zu sein - weil wir
überwältigend gesegnet sind in Christus.
Dankbarkeit ist dann ein Opfer, wenn sie
uns schwerfällt—aber gerade darauf liegt
eine besondere Verheissung, wie es auch
in dem Lied heisst, das wir jetzt gleich
dazu hören: „Dem Dankbaren zeigt Gott
den Weg zu seinem Heil“.*
Amen.
*(Text von Dietrich Bonhoeffer, vertont
von Siegfried Fietz)
Wolfgang v. Ungern-Sternberg
Tel. 055 241 16 35
wolfgang.vonungern@chrischona.ch
Kurzinput Erntedank 2009
Liebe Gemeinde,
dankbar sein ist eine wundervolle Sache.
Wir freuen uns alle sehr, dass wir eben
Conrad, so'n flotten tüchtigen Mann haben
als Hauptleiter für Ameisli und Jungschi in
Rüti einsetzen können. Das ist wirklich ein
Grund zum dankbar sein. Der Conny wird
seine Sache super machen, hat ein Spit-
zenteam - okay, es ist vielleicht nicht im-
mer alles ganz so einfach, aber es ist ins-
gesamt eine sehr schöne Sache, wie wir
ja auch an den Bildern etwas gesehen
haben.
Die Bibel sagt uns im Epheserbrief 5,20,
dass wir dankbar sein sollen in allen Din-
gen: „Sagt allezeit für alles dem Gott und
Vater Dank im Namen unseres Herrn Je-
sus Christus!“ Bei solchen Sachen ist es
leicht, dankbar zu sein, nicht war?
Was heißt das eigentlich - dankbar zu
sein in allen Dingen? Ich meine es ist
etwa so: Etwas vom Ersten, was wir unse-
ren Kindern beibringen, was den Umgang
mit anderen Leuten angeht: Man sagt
"Danke"! - Und kaum steht Tante Agathe
in der Tür und hat ein Präsentchen zum
Falkenstrasse 1 8630 Rüti
Eph 5,20, Ps 100,2-5
Geburtstag oder sonst etwas dabei: Dann
stehen wir daneben und sagen: "Und wie
sagt man?" - Und falls er oder sie schon
von sich aus "Danke" sagt, haben wir die
größte Freunde oder vielleicht sagen wir
noch dazu: "Und man gibt die Hand und
man schaut den anderen an." - "Danke"!
Dankbar sein in allen Dingen. - Aber ist
das alles, was dort dahinter steckt? In
der Bibel hat das mit dem dankbar sein
noch weitere Bedeutungen: Man darf und
ich will die Bedeutung von einem deutli-
chen "Dankeschön" auf gar keinen Fall
herunterspielen. Das ist wichtig, das ist
sehr schön, das ist irgendwie lebenserhal-
tend, wenn man das ab und zu freundlich
hören kann. Aber in der Bibel bedeutet
Dankbarkeit noch mehr. Im Propheten
Jesaja sagt Gott zu den Israeliten, dass
sie ihm keine weiteren (Dank-)opfer mehr
bringen sollen, dass ihre Feste eine Last
für ihn geworden sind und dass selbst,
wenn sie beten, er sie nicht erhören will.
Warum? Deswegen, weil sie ihm zwar
Dankopfer gebracht haben, sie haben den
Ritus erfüllt, sie haben quasi "Danke" ge-
sagt in der elaborierteren Form, wie das
damals eben im Gottesdienst mit Tierop-
fern dann gemacht wurde - Gott möchte
aber mehr als nur Dankbarkeit, die mit
den Lippen geäußert wird, sondern er
möchte stattdessen Dankbarkeit, die mit
dem Leben gefüllt wird. (Jes 1)
Praktische Dankbarkeit
Jesus hat seinen Jüngern einmal eine
Geschichte erzählt über jemanden, der
zum Tempelgottesdienst kam, um ein
(Dank?-)Opfer zu bringen. Aber dieser
Mann hatte noch etwas anderes dabei, ein
Gepäckstück, das unerwünscht war im
Tempel, nämlich Ärger, Groll auf seinen
Nächsten. Jesus sagte, es wäre für diesen
Mann besser, wenn er sein Opfer dort
liegen ließe und zurück nach Hause ginge
und die Sache mit seinem Bruder richtig-
stellen würde und dann wieder zurück-
kommen und Gott anbeten. Man muss an
dieser Stelle übrigens darauf hinweisen,
dass der so harmlos aussehende Satz
"Lass Dein Opfer dort und geh nach Hau-
se und bring die Sache in Ordnung" in
Wirklichkeit möglicherweise einen ziemli-
chen Eklat oder mindestens eine größere
Peinlichkeit verursacht hätte, denn damit
hätte er möglicherweise die ganzen Opfer-
abläufe dort durcheinander gebracht,
denn schließlich geht man da nicht ein-
fach hin und lässt dann sein Opfer liegen
und verschwindet wieder, sondern man
kommt und führt das Ganze korrekt durch.
Mit anderen Worten, er wäre sehr groß
angeguckt worden von den Priestern und
ein paar Leute hätten sich vielleicht über
ihn geärgert. Was Jesus damit sagt, ist
also nicht nur "Du kannst Gott erst dann
richtig anbeten oder am besten anbeten,
wenn du keinen Groll mehr auf andere
Menschen hast", sondern er betont damit
nochmals, dass diese Sache mit der ge-
genseitigen Vergebung, dem Frieden,
dem Einheit schaffen untereinander so
wichtig ist. Dass wir uns nicht mal daran
stören sollten, wenn wir dafür etwas tun
müssten, was vielleicht dafür sorgt, dass
sich ein paar Köpfe drehen und Leute uns
verblüfft anschauen. Ist das denn so wich-
tig, miteinander in Frieden zu leben? Die
Antwort lautet: "Ja!" Gott möchte nämlich
nicht nur dankbare Worte, er möchte
dankbare Leben. Und das hat, erklärt Je-
sus, ganz entscheidend etwas damit zu
tun, dass wir, wenn wir Groll untereinan-
der gegeneinander haben, diesen ausräu-
men.
Das gilt z.B. für Ehepaare, Familien und
Freunde. Die schönste Art, Gott dafür zu
danken, dass du einen Mann oder eine
Frau hast oder einen Freund oder eine
Freundin, besteht mit darin, dass du sie
anständig behandelst, das mindestens
versuchst. Und falls es mal doch nicht
klappt, falls er oder sie sich aufgeregt hat,
begründeter- oder unbegründetermaßen
(die Meinungen darüber können ja weit
auseinander gehen, was da jetzt eine an-
gemessene Begründung darstellen wür-
de ...) und Du versuchst, trotzdem keinen
Groll aufkommen zu lassen, dann hast Du
damit dankbar Gottes gute Gabe aner-
kannt: Er ist es, der Dir geliebte Menschen
um Dich herum gegeben hat. Und das gilt
natürlich nicht nur in der Familie. Das gilt
auch im Freundeskreis, in der Gemeinde,
am Arbeitsplatz.
Dankbar in oder für etwas
Und dann gibt es da noch die andere Be-
deutung von "seid dankbar in allen Din-
gen". In der deutschen Übersetzung ist
das ganz interessant. Es gibt ja zwei Arten
von Dankbarkeit. Es gibt Dankbarkeit für
etwas und es gibt Dankbarkeit in etwas.
Was ist der Unterschied? Ganz einfach.
Stellt euch vor, ein Ehepaar fährt in die
Ferien und durch eine Fehlbuchung haben
sie im Hotelzimmer kein Doppelbett, son-
dern zwei Stockbetten übereinander. Aber
das Hotel ist so voll, dass sich das irgend-
wie nicht mehr beheben lässt und das
Ehepaar, dass es jetzt gerne hübsch ku-
schelig und romantisch hätte, liegt in den
Stockbetten - ja, und was passiert jetzt?
Auf der einen Seite sind sie zwar natürlich
etwas sauer, dass ihr Zimmer nicht richtig
ausgestattet ist. Auf der anderen Seite
haben sie aber immer noch eine ganze
Menge von Dingen, für die sie dankbar
sein können, selbst wenn sie in den
Stockbetten sind. Also, sie liegen in den
Stockbetten und kein Mensch auf der Welt
verlangt von ihnen, dass sie dankbar dafür
sind, denn ein schönes, großes Ehebett
wäre viel schöner gewesen. Sie sind also
nicht für die Stockbetten dankbar, sie sind
aber in den Stockbetten dankbar, weil,
das Hotel liegt immer noch am Meer, sie
können surfen, segeln, faul in der Sonne
liegen, im Pool herumplätschern, die Frau
muss nicht kochen usw. Es gibt sehr vie-
les, für das sie dankbar sein können, wäh-
rend sie in den Stockbetten sind.
Und genauso ist es mit dem "dankbar in
allen Dingen". Es gibt sehr viele Umstän-
de in unserem Leben, für die wir über-
haupt nicht dankbar sind und kein Mensch
verlangt von uns, dass wir es sein sollten.
Zum Beispiel: Mein Schwiegervater liegt
im Sterben. Seine Lebenskraft wird ir-
gendwie jeden Tag und jede Woche etwas
weniger. Er kann kaum noch rumlaufen
und es ist einfach sehr anstrengend für
ihn und für die anderen natürlich auch.
Hat irgendjemand verlangt, dass wir dafür
dankbar sein sollten? Um Gottes Willen,
das wäre ja pervers, oder? Keiner verlangt
von dir, dass du dankbar bist, weil du
oder ein geliebter Mensch krank ist. Dass
du dankbar bist, weil du deine Arbeitsstel-
le verlierst oder weil du mit jemandem
Streit hast oder weil irgendwas Bestimm-
tes nicht geklappt hat. Was sich Gott aber
wünscht, dass ist, dass wir die Einstellung
von Dietrich Bonhoeffer pflegen.
Dietrich Bonhoeffer, der deutsche Pastor,
der 1943 für seinen Widerstand gegen
das Hitlerregime von den Nazis eingeker-
kert wurde, verstand, was es bedeutet,
dankbar zu sein. Zwei Jahre lang saß er
eingekerkert, während teils Krieg rund um
ihn her tobte. Seine Zelle wurde im Feuer-
wechsel getroffen, das Fenster brach her-
aus und er überdauerte den miserabel
kalten Winter für endlos scheinende Tage.
Am Tag seiner Verurteilung führte er ei-
nen Gottesdienst für die anderen Gefan-
genen durch. Einer dieser Gefangenen,
ein englischer Offizier, der überlebt hat,
schrieb folgende Worte: "Bonhoeffer
schien immer eine Atmosphäre von Glück
und Freude über jede Kleinigkeit um sich
herum zu verbreiten und eine tiefe Dank-
barkeit schon für die grundsätzliche Tatsa-
che, dass er am Leben war. ... Er war
einer der wenigen Menschen, die ich je
getroffen habe, für die Gott real und im-
mer nah war. Am Sonntag, dem 8. April
1945 führte Pastor Bonhoeffer einen klei-
nen Gottesdienst durch und sprach mit
uns auf eine Art und Weise, die uns allen
zu Herzen ging. Er fand genau die richti-
gen Worte, um auszudrücken, wie wir uns
fühlten, was in unserem Geist vor sich
ging dort in der Gefangenschaft und die
Gedanken und Entschlüsse, die sie uns
gebracht hatte. Er hatte kaum sein letztes
Gebet beendet, als die Tür sich öffnete
und zwei Zivilisten eintraten. Sie sagten:
"Gefangener Bonhoeffer, kommen sie mit
uns!" Das hatte nur eine Bedeutung für
alle Gefangenen - den Galgen. Wir verab-
schiedeten uns von ihm. Er nahm mich
[zur Seite] und flüsterte in mein Ohr: "Dies
ist das Ende. Aber für mich ist es der An-
fang des Lebens." Am nächsten Tag wur-
de er gehängt in Flossenburg."
Der Anfang des Lebens. - Wie konnte es
sein, dass Bonhoeffer Gott anbetete in
einem Gestapogefängnis mit dem Galgen
in Sicht? Ich will es euch sagen: Er
verstand es, was Dankbarkeit bedeutet. Er
verstand, dass es Dinge gibt, für die wir
immer dankbar sein können, egal, was um
uns ber
Als Paulus im Epheserbrief schrieb,
„Gepriesen sei der Gott und Vater un-
seres Herrn Jesus Christus! Er hat uns
gesegnet mit jeder geistlichen Seg-
nung in der Himmelswelt in Chris-
tus“ (Eph 1,3) war er vorher schiffbrüchig
geworden, fast zu Tode geprügelt, einge-
kerkert worden und selbst viele seiner
Mitchristen wandten sich offen gegen ihn.
Und jetzt ging er möglicherweise auf eine
Todesstrafe zu und mitten in dieser Situa-
tion schrieb Paulus diesen Satz. Warum?
Ist das überhaupt redlich? Ist das über-