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Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck
Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck
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Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck

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EINE NACHT VOLLER SCHRECKEN UND TERROR
Das Attentat eines jungen polnischen Juden in der Deutschen Botschaft in Paris nutzten die Nationalsozialisten als willkommenen Anlass, um gegen alle Juden im Deutschen Reich gesetzlich vorzugehen. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ging als eine der gewaltvollsten in die Geschichte ein. Die Nationalsozialisten demonstrierten ihre Macht auf erschreckende Weise: Synagogen wurden in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte demoliert und ausgeraubt, tausende Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt.

ÜBERALL IST AUCH HIER
Die gewaltvollen Übergriffe fanden im gesamten Deutschen Reich, in großen und kleinen Städten, statt – auch Innsbruck war davon nicht ausgenommen. Thomas Albrich stellt erstmals die Ereignisse dieser Nacht in Innsbruck sehr eindringlich und detailreich dar. Der Schwerpunkt dieses Sammelbandes liegt vor allem auf den Tätern und allen Beteiligten der "Kristallnacht" aus Tirol. Der Herausgeber gibt einen umfassenden Überblick und detaillierte Hintergrundinformationen

WER WAR DABEI?
Die Einzelbiographien von rund 70 Männern sind detailreich und mit vielen Hintergrundinformationen aufbereitet. Alle verurteilten, gefallenen, ins Ausland geflüchteten sowie unbestraften Täter aus Tirol werden anhand von Archivbildern und neuen Dokumenten und Protokollen genannt.
LanguageDeutsch
PublisherHaymon Verlag
Release dateNov 10, 2016
ISBN9783709937464
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    Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck - Haymon Verlag

    Bildnachweis

    Der Novemberpogrom oder die „Reichskristallnacht" vom 9./10. November 1938. Eine Einleitung

    Thomas Albrich

    Als Ende Oktober 1938 aus dem ganzen Reichsgebiet rund 16.000 Juden polnischer oder ehemals polnischer Staatsangehörigkeit nach Polen abgeschoben wurden1, waren auch in Tirol und Vorarlberg etwa 25 Personen von dieser Zwangsmaßnahme betroffen. Bei ihnen handelte es sich meist um Zuwanderer aus der österreichisch-ungarischen Monarchie und deren Kinder, die, obwohl teilweise hier geboren, nach 1918 die österreichische Staatsbürgerschaft nicht erhalten hatten und nun entweder als Staatenlose oder als Ausländer galten. Sie wurden auf Weisung von Gauleiter Franz Hofer am 28. Oktober nach Wien abgeschoben und zum Teil am folgenden Tag den polnischen Grenzbehörden übergeben.2 Aus Vorarlberg wurden in diesem Zusammenhang die Familien Iger aus Bludenz und Greif aus Bregenz ausgewiesen.3 Gleichzeitig erfolgten auch Ausweisungen in die CSR.4

    Das Schicksal der von Hitler-Deutschland Ausgewiesenen, die von Polen nicht aufgenommen und an der Grenze beider Staaten im Niemandsland hin- und hergeschoben wurden, darunter auch die Eltern des 17-jährigen Herschel Grünspan, war unmittelbarer Anlass zu dessen Attentat auf das deutsche Botschaftsmitglied Ernst vom Rath am Montag, den 7. November 1938 in Paris. Teilweise begannen die darauf folgenden antijüdischen Ausschreitungen in kleineren Orten der Gaue Kurhessen und Magdeburg-Anhalt bereits am Dienstag den 8. November und dauerten mancherorts – wie in Wien – noch über den 10. November hinaus an. An diesem 8. November 1938 war Adolf Hitler in München eingetroffen und hielt um 19:30 Uhr im Münchner „Bürgerbräukeller anlässlich des Jahrestags des Putsches von 1923 eine Rede. Am 9. November erfolgte mittags der Gedenkmarsch vom „Bürgerbräukeller zur Feldherrnhalle und zum Königlichen Platz. Dabei versuchte der Schweizer Maurice Bavaud, Hitler beim Marsch durch München zu erschießen, konnte sein Ziel wegen der vor ihm stehenden Menschen aber nicht anvisieren.5

    Als der deutsche Diplomat vom Rath am frühen Abend dieses 9. November seinen Verletzungen erlag, blieben die in ganz Deutschland einsetzenden brutalen Übergriffe auf Juden auch in Tirol nicht aus.

    Die verharmlosend „Reichskristallnacht genannte Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 war kein „spontaner Ausbruch des Volkszorns, wie die Nationalsozialisten behaupteten, sondern es waren von höchster Stelle angeordnete und von der Partei auf Gau- und Kreisebene organisierte Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich.6 Propagandaminister Joseph Goebbels nutzte den Tod des deutschen Diplomaten in Paris, um am späteren Abend des 9. November in München vor den zur Gedenkfeier des „Marsches auf die Feldherrnhalle versammelten hohen Parteifunktionären, SA-Führern und alten Kämpfern in einer antijüdischen Hetzrede zu Gewalttaten aufzurufen. Der Führer habe zwar entschieden, „dass derartige Demonstrationen von der Partei weder vorzubereiten noch zu organisieren seien, aber sollten sie spontan entstehen, so sei ihnen „nicht entgegenzutreten". Keiner der Anwesenden konnte einen Zweifel haben, was von ihnen erwartet wurde.

    Die Rede von Goebbels löste – nach Ende der Veranstaltung – ab 22:30 Uhr eine Kette von Weisungen und Befehlen der in München anwesenden Gauleiter und SA-Führer an die ihnen Untergebenen aus, denen im Laufe der Nacht Anweisungen an Polizei, SS und SD folgten.7 Um 24 Uhr wurden dann in München und im ganzen Deutschen Reich SS-Rekruten der SS-Verfügungstruppe und der Totenkopfverbände mit folgenden Worten vereidigt: „Ich schwöre Dir, Adolf Hitler, Treue und Tapferkeit. Ich gelobe Dir Gehorsam bis in den Tod. So wahr mir Gott helfe!"8

    Da die allgemeine SS erst ab 1:30 Uhr die Weisung erhielt, sich aus den Aktionen herauszuhalten, nahm sie vielerorts bereits aktiv an den Übergriffen teil – so auch in Innsbruck, Wien und Graz. Fernschriftliche Anweisungen von Goebbels an die Gaupropaganda-Ämter, von Reinhard Heydrich an die Sicherheitspolizei und Kurt Daluege an die Ordnungspolizei brachten dann eine Spur von Ordnung in das hereinbrechende Chaos.9 Hitler selbst ließ sich nach Eintreffen der ersten Meldungen von Ausschreitungen gegen Juden in München an der in der Nähe brennenden Synagoge vorbei zurück zu seiner Wohnung fahren.10

    Im Verlaufe der Aktionen dieser Nacht wurde der Primat der Partei über die Staatsmacht deutlich: Die NSDAP und ihre Gliederungen – in erster Linie Parteifunktionäre vom Gauleiter bis zu den Ortsgruppenleitungen, sowie Mitglieder von SA, SS und NSKK – organisierten und exekutierten diesen in der neueren Geschichte Deutschlands einzigartigen Pogrom. Unzählige Jüdinnen und Juden wurden gedemütigt und misshandelt, viele dabei schwer verletzt oder in den Selbstmord getrieben; 91 wurden nach offiziellen Zahlen ermordet. Synagogen wurden in Brand gesteckt und zerstört, Friedhöfe geschändet, Waren und Wertgegenstände konfisziert, geplündert und gestohlen, jüdische Wohnungen und Geschäfte verwüstet.

    Ein wesentlicher Aspekt der Aktion waren die von Heinrich Himmler angeordneten und von Ordnungs- und Sicherheitspolizei vorgenommenen Massenverhaftungen von Juden: Neben Tausenden, die von lokalen Stellen vorläufig festgenommen und nach Stunden oder Tagen wieder freigelassen wurden – allein für Wien ist von über 6.800 die Rede –, lieferte das NS-Regime zeitweilig fast 30.000 in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen ein.11 In der österreichischen Historiografie wird bis heute die These vertreten, dass die Aktionen in Wien bzw. in der „Ostmark brutaler gewesen seien, als im „Altreich.12 Der Pogrom verfolgte vor allem den Zweck der Einschüchterung und Erhöhung des Auswanderungsdrucks auf die noch verbliebene jüdische Bevölkerung und wird vielfach als Vorstufe zur später einsetzenden Massenvernichtung angesehen.13

    Dies ist der Hintergrund für den auch in Innsbruck stattfindenden Judenpogrom, der von der SS, der SA und dem NSKK durchgeführt wurde. Schon die Monate nach dem „Anschluss im März 1938 waren für die jüdische Bevölkerung im Gau Tirol-Vorarlberg eine Zeit der Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung und Beraubung – Stichwort „Arisierung jüdischen Besitzes – gewesen. Schon im April hatte die SA alle jüdischen Geschäfte in Innsbruck mit „Jude gekennzeichnet und bis Anfang November war der Großteil dieser Geschäfte entweder „arisiert oder liquidiert worden. Eine Reihe von Jüdinnen und Juden hatte Selbstmord begangen und die Lage war vor allem für ältere Menschen fast hoffnungslos.14

    Was nun aber in der Nacht zum 10. November passierte, überstieg alles, was man sich bis dahin vorstellen konnte. Am Morgen des 9. November schrieben die Innsbrucker Nachrichten unter dem Titel „Die Feier des 9. November in Innsbruck":

    „Mit ganz Großdeutschland begeht der Kreis Innsbruck der NSDAP heute die Feier des 9. November zum Gedenken an die Gefallenen der nationalsozialistischen Bewegung.

    Heute abends gegen 20 Uhr werden alle Formationen der Bewegung auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Stadttheater aufmarschieren.

    Im Stadttheater selbst findet die Feierstunde statt, bei der nach einem musikalischen Vorspiel, dem Fahnenspruch der HJ, dem Gedenken an die Gefallenen und einem Liedvortrag der HJ der Gaupropagandaleiter Pg. [Parteigenosse] Artur Lezuo sprechen wird. Nach dem Gesang eines gemeinsamen Liedes wird mit der Ehrung des Führers und den Hymnen der Nation die Feier abgeschlossen.

    Die Feierstunde mit der Rede des Gaupropagandaleiters wird durch Lautsprecher auf den Adolf-Hitler-Platz übertragen.

    Wie bereits mitgeteilt, findet nachher um 23:30 Uhr die Vereidigung der SS-Angehörigen der Standorte Innsbruck und Hall statt. Diese Vereidigung ist umrahmt von der Rundfunkübertragung der gleichzeitigen Feier in München, bei der der Führer zu den Schutzstaffeln spricht."15

    Am Abend des 9. November 1938 fand dann, wie angekündigt, in Innsbruck im Stadttheater und am Adolf-Hitler-Platz erstmals nach dem „Anschluss" die Feier zum Gedenken an die Toten des Novemberputsches 1923 und die Vereidigung von SS-Angehörigen statt. Schon früher am Abend hatten hier SA und NSKK Appelle abgehalten. Das war der Ausgangspunkt für die gewalttätigen Ereignisse der Nacht zum 10. November. Wie schilderte die regionale Presse die Ereignisse der Nacht?

    „Der Zuschauerraum der Städtischen Bühne hatte sich unterdessen dicht gefüllt. Der aus dienstlichen Gründen abwesende Gauleiter wurde vom stellvertretenden Gauleiter Pg. Parson vertreten; mit dem Kreisleiter Pg. Hanak waren sämtliche in Innsbruck anwesenden politischen Leiter, Gliederungsführer, Vertreter der Wehrmacht, des Staates, der Stadt sowie der Gendarmerie und Polizei erschienen. Als sich an der Rückwand der festlich geschmückten Bühne die Fahnen der Bewegung und davor eine Schar Hitlerjungen und ein Fanfarenzug des Jungvolkes aufgestellt hatten, wurde die Feier mit Richard Wagners Lohengrin-Vorspiel eröffnet. Einem Kampflied der HJ folgten Gedenksprüche, die von Hitlerjungen gesprochen wurden, und die Verlesung der Namen der 16 Toten von der Feldherrnhalle, sowie der 5 Blutzeugen der Bewegung im Gau Tirol-Vorarlberg: Silvester Fink, Josef Kantner, Franz Dornauer, Josef Honomichl und Friedrich Wurnig. […]

    Es ist 24 Uhr. Wieder leuchten die Opferschalen in flammendem Schein. Die SS der Standorte Innsbruck und Hall steht dicht aufgeschlossen vor dem Mahnmal auf dem Adolf-Hitler-Platz. Davor die Fahne, SS-Oberführer Feil und die Führer aller Gliederungen der Bewegung, die Vertreter von Staat und Wehrmacht. Nun setzt die Übertragung von München ein, wo vor dem Führer die Rekruten der SS-Verfügungstruppen und der Totenkopfverbände zur feierlichen Vereidigung Aufstellung genommen haben. So wie in München und in Innsbruck, stehen nun im weiten Großdeutschen Reiche die Angehörigen der SS und harren des großen Augenblicks, wo sie dem Führer das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue bis in den Tod werden ablegen dürfen."16

    Außergewöhnlich am Ablauf der folgenden Ereignisse dieser Nacht in Innsbruck war der Umstand, dass es sich hier um eine fast generalstabsmäßig durchgeführte Aktion mit klarer Befehlsstruktur gehandelt hat: Der Tiroler Gauleiter Franz Hofer, der ebenfalls bei Goebbels’ Ansprache im Alten Rathaus in München anwesend war, hatte den Ausführungen des Reichspropagandaministers entnommen, dass es sich „um eine sehr weitgehende Aktion gegen das Judentum handeln sollte, damit, wie er selbst sagte, „mit dem Judentum aufgeräumt werde.17 Noch von München aus informierte er telefonisch seine Dienststelle in Innsbruck und setzte für 1 Uhr früh eine Besprechung an, zu der er die Tiroler Führer von SS und SA sowie Vertreter des SD und der Gestapo beorderte. Schon vor Mitternacht hatten entsprechende Anweisungen aus Berlin auch die Tiroler SA und das NSKK erreicht.

    SS-Untersturmführer Gustav Fast vom SD-Unterabschnitt Tirol war der Protokollführer bei der Besprechung, die Gauleiter Franz Hofer am 10. November 1938 um 1 Uhr früh nach seiner Rückkehr aus München in seinem Büro im Landhaus abhielt. Diese Sitzung war der Auftakt für eine Nacht der Gewalt in Innsbruck. Der Bericht von Fast lautet folgendermaßen:

    „Der Gauleiter traf Punkt 1 Uhr, von München kommend, in seinem Dienstzimmer ein. Anwesend waren die Führer der Gliederungen SS-Oberführer Feil, SA-Brigadeführer Waidacher usw. sowie die Leiter der Ordnungspolizei und Sicherheitspolizei, SS-Hauptsturmführer Dr. Spann von der Stapostelle Innsbruck, SS-Untersturmführer Dr. Franzelin von der Polizeidirektion Innsbruck usw., außerdem der Beauftragte für die Arisierung Pg. Hermann Duxneuner und ich als Vertreter des SD-Unterabschnittes Tirol.

    Der Gauleiter gab folgendes bekannt: Als Antwort auf den feigen jüdischen Mordüberfall auf unseren Gesandtschaftsrat vom Rath in Paris hat sich die kochende Volksseele im Reich bereits gegen die Juden gewandt. Unter anderem seien bereits mehrere Synagogen in Brand gesteckt worden. Es sei notwendig, daß sich auch in Tirol in dieser Nacht (vom 9. auf 10.11.1938) die kochende Volksseele gegen die Juden erhebe. Eventuell entstehende Brände von jüdischem Eigentum seien Sache der Feuerwehrlöschpolizei und nicht Sache des Eingreifens von Gliederungen der Bewegung. Die Polizeibehörden hätten im Rahmen der gesamten Aktion folgende Aufgaben:

    1. Plünderungen seien zu verhindern, ebenso die Vernichtung oder Beschädigung arischen Vermögens.

    2. Die Juden seien gegen Ende der Aktion zu ihrer eigenen Sicherheit in Schutzhaft zu nehmen, u. zw. sofort als möglich, insbesondere arbeitsfähige. Der kochenden Volksseele sei bis in der Früh 6 Uhr volle Aktionsfähigkeit zu gewähren; bis dahin habe die Polizei nirgends den Demonstranten gegenüber in Erscheinung zu treten.

    Während dieser Besprechung erhielt der stellvertretende Leiter der Stapostelle SS-Hauptsturmführer Dr. Spann ein F. S. [Fernschreiben] des Gruppenführers Heydrich aus München, mit den bekannten Anweisungen für die Stapo und den SD bezüglich der Judenaktion.

    Anschließend – gegen 2:30 Uhr – wurden an Hand der Judenliste, die von Pg. Duxneuner beschafft wurde, die einzelnen Gliederungen planmäßig zur Aktion gegen jüdische Objekte und Personen eingesetzt, in Verbindung mit einem strengen Befehl zum Anlegen von Zivilkleidung. Die allgemeine SS erhielt folgende Objekte und Personen zugeteilt:

    1. Synagoge in der Straße der Sudetendeutschen

    2. die jüdischen Anwesen Gänsbacherstraße 4 (Graubart) und Gänsbacherstraße 5 (Bauer & Schwarz)

    3. den Leiter der jüdischen Kultusgemeinde Dr. (sic) Berger Richard, Anichstraße 13.

    Der SD-Unterabschnitt Tirol hat sich an der Aktion nur insofern beteiligt, daß jüdisches SD-mäßig wichtiges Material sichergestellt wurde. Aktionen gegen Eigentum und Personen des Judentums wurden von den Angehörigen des SD nicht durchgeführt.

    Ich habe die Angehörigen des SD-Unterabschnittes Tirol schon während der Besprechung beim Gauleiter durch eine Ordonanz angewiesen, Zivilkleider anzulegen und sich auf der Dienststelle in Bereitschaft zu halten. Gegen 3:30 Uhr erfolgte dann auf meinen Befehl der Einsatz:

    1. Unterstützung der staatspolizeilichen Maßnahmen.

    2. Sicherstellung des Materiales der jüdischen Kultusgemeinde.

    Das Material befindet sich auf der Dienststelle des SD-Unterabschnittes Tirol.

    Über das Ergebnis der Sühneaktion gegen die Juden in Innsbruck und seine stimmungsmäßige Auswirkung wurde unterm 12.11.1938 folgender Bericht an den SD-Donau abgegeben:

    ‚In der Nacht vom 9. und 10. ds. Mts. wurde von seiten der Bevölkerung schlagartig eine Aktion gegen die Juden Innsbrucks unternommen. Im Verlaufe dieser Aktion wurden die Wohnungen aller noch nicht ausgewanderter Juden schwer beschädigt. Falls Juden bei dieser Aktion keinen Schaden erlitten haben, dürfte dies darauf zurückzuführen sein, daß sie übersehen wurden. Zu Plünderungen ist es nirgends gekommen. In zwei Fällen wurde das Eigentum von Ariern zerstört, in einem Fall aus Unkenntnis über die Abstammung des Wohnungsinhabers, im anderen Fall war die Wohnung vor kürzerer Zeit in arische Hände gelangt. Auch die Synagoge wurde zertrümmert. Darüber wurde in der Gaupresse berichtet.

    Abschließend liegt folgendes Ergebnis vor:

    Es wurden bis jetzt drei Juden getötet. Es sind dies Richard Graubart, Karl Bauer [richtig: Wilhelm Bauer] und Richard Berger, der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde. Wilhelm Bauer [richtig: Karl Bauer] liegt mit schweren Kopfverletzungen im Spital; die Ärzte zweifeln an seinem Aufkommen.

    Außerdem wurden insgesamt 18 Juden festgenommen. Es handelt sich vorwiegend um arbeitsfähige Personen. Nahezu alle von ihnen waren verletzt, jedoch nur einer auf schwerere Art.

    Das Ehepaar Popper wurde nach Zerstörung seiner Wohnung in die Sill geworfen, es konnte sich jedoch ans Ufer retten. Der Mann befindet sich unter den Inhaftierten.

    Die Wohnung eines Juden befand sich im selben Hause, in dem auch der italienische Konsul wohnt. Dieser war anfangs sehr empört, daß die Leute durch das Schlafzimmerfenster seiner Frau eingestiegen waren, um in die Wohnung zu gelangen. Nach Aufklärung des Sachverhaltes war er jedoch sofort beruhigt.

    In einigen Teilen der Bevölkerung ist man der Meinung, daß es sich bei den Urhebern um Provokateure handelt. In manchen Kreisen glaubte man, daß es sich um Kommunisten handle. In liberalen Kreisen sowie auch bei den Klerikalen äußerte man sich erwartungsgemäß gegen die Art und Weise des Vorgehens.

    Irgendwelche Aktionen gegen Juden auf dem Lande konnten nicht festgestellt werden. Dies hat seinen Grund darin, daß die Anzahl der Juden auf dem Lande, besonders in Vorarlberg, eine äußerst geringe ist. Die näheren Einzelheiten der ganzen Aktion sind unter der Bevölkerung noch nicht bekannt. Daher gehen auch viele unsinnige Gerüchte herum. Unter den Nationalsozialisten wurde die Mitteilung von diesen Aktionen sowie die Ankündigung noch zu erwartender Gesetze einmütig mit großer Genugtuung aufgenommen.‘

    In der Nacht vom 10. auf 11.11.1938 wurden die Angehörigen des SD-Unterabschnitts Tirol der Staatspolizeistelle Innsbruck nochmals zum staatspolizeilichen Einsatz in Uniform zur Verfügung gestellt. Es wurde dabei die Durchführung der Verlautbarung des Reichspropagandaministeriums, wonach sämtliche Selbsthilfeaktionen der Bevölkerung mit dem 10.11.1938 abgeschlossen sind, überwacht. Ein Einschreiten war nicht notwendig, da in Anbetracht der Disziplin der nationalsozialistischen Bevölkerung ein weiteres Aufflackern der Sühneaktion nicht mehr in Erscheinung trat."18

    Der Pogrom in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 war in Innsbruck im Verhältnis zur jüdischen Bevölkerungszahl einer der blutigsten Schauplätze im Deutschen Reich. Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde, Bundesbahn-Oberbaurat a. D. Ing. Richard Berger, der Kaufmann und Chef der jüdischen Handelsorganisation, Dr. Wilhelm Bauer sowie der Kaufmann Ing. Richard Graubart wurden in dieser Nacht ermordet und viele weitere zum Teil schwer verletzt, darunter Oberbaurat Ing. Josef Adler, ein aktiver Zionist, seine Frau Gertrud und sein Vater Itzig Adler, Karl Bauer, Flora Bauer und ihr Sohn Stefan, Rudolf und Julie Brüll, Berta Dannhauser, Ephraim und Mina Diamand, Eduard Fuchs, Arthur Goldenberg, Alfred Graubart, Julius Meisel, Friedrich und Dora Pasch, Julius und Laura Popper, Louis Rado, Helene Rosenstein und ihr Sohn Fritz, Richard Schwarz und sein Sohn Viktor, Martin Steiner und seine Frau Rosa, sowie Wolf Meier Turteltaub und sein Sohn Fritz. Josef Adler erlag seinen Verletzungen zwei Monate später. 18 Juden wurden festgenommen, die Wohnungen der meisten damals noch nicht ausgewanderten Juden schwer beschädigt, zwei Geschäfte – jene von Egon Dubsky und Alois Hermann – geplündert sowie die Einrichtung der Synagoge zerstört. Die Innsbrucker Bevölkerung beteiligte sich – im Gegensatz zu den Ereignissen in Wien – nicht an den Übergriffen.

    Beteiligt an den Ausschreitungen waren die SS unter Führung von Johann Feil (SS-Chef von Tirol, Vorarlberg und Salzburg19) und SS-Standartenführer Erwin Fleiss, die SA unter Führung von Vinzenz Waidacher und Johann Mathoi sowie das NSKK unter Führung von NSKK-Oberführer Eugen Willam und NSKK-Staffelführer Rudolf Mayerbrucker. Den nominell obersten Rang – NSKK-Gruppenführer – hatte bis 1945 übrigens Gauleiter Franz Hofer inne.

    Im Einsatz waren vier Gruppen von SS-Männern, dazu die SA mit mehreren Gruppen und mindestens drei Gruppen von NSKK-Männern. Fast alle Täter des Pogroms waren zwischen 1933 und 1938 illegale Nationalsozialisten gewesen, also „gestandene und kampferfahrene Männer. Die meisten waren Offiziere oder Unteroffiziere der Gliederungen und bezeichneten sich als „gottgläubig, d. h. sie waren keine Atheisten, aber aus den anerkannten Religionsgemeinschaften ausgetreten.

    Polizei und Gestapo, deren Innsbrucker Zentrale sich zu diesem Zeitpunkt in der heutigen Bundesbahndirektion in der Bienerstraße 8 befand, mussten sich bis zum Morgen des 10. November zurückhalten und griffen vorerst nicht ein. Allerdings führte die Gestapo im Anschluss an die Gewalttätigkeiten Verhaftungen jüdischer Männer durch. Die zehn Schutzhäftlinge des 10. November 1938, die länger als nur einige Stunden in Haft blieben, waren die in der Anichstraße 7 in Innsbruck wohnhaften Kaufleute und Brüder Franz Brüll, der am 19. November 1938 wieder entlassen wurde, Rudolf Brüll, der am 21. November 1938 und Josef Brüll, der am 24. November 1938 entlassen wurde.20 Weiters wurde der Kaufmann Bernhard Diamand verhaftet und am 21. November 1938 wieder entlassen.21 Sein Vater Ephraim Diamand, ebenfalls Kaufmann, wurde verhaftet und am 23. November 1938 aus der Schutzhaft entlassen.22 Der am 10. November verhaftete Kaufmann Friedrich Pasch kam am 22. November 1938 frei. Der Handelsangestellte Fritz Rosenstein, geboren 1910, war der jüngste der Schutzhäftlinge und wurde am 24. November 1938 wieder aus der Haft entlassen.23 Der in der Falkstraße 18 wohnhafte Kaufmann Richard Schwarz wurde bereits am 17. November 1938 aus der Haft entlassen.24 Zudem wurden Wolf und Fritz Turteltaub, Vater und Sohn, in Schutzhaft genommen und kamen am 18. November 1938 wieder frei.25

    Die in allen drei Innsbrucker Mordfällen anlaufenden Untersuchungen der Kriminalpolizei wurden bereits nach wenigen Stunden von der Gestapo, welche die weiteren Nachforschungen an sich nahm, unterbunden.26 Die Erhebungsergebnisse der Gestapo wurden gegen Jahresende 1938 dem Obersten Parteigericht der NSDAP übergeben, wo im Zuge der reichsweiten Untersuchung von Exzessen des Novemberpogroms auch gegen zwei Innsbrucker Täter – Hans Aichinger im Zusammenhang mit den Morden an Ing. Richard Graubart und Dr. Wilhelm Bauer und Walter Hopfgartner wegen des Mordes an Ing. Richard Berger – ein Verfahren eingeleitet, jedoch am 9. Februar 1939 eingestellt wurde, obwohl der festgestellte Tatbestand lautete:

    „In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 kam es auch in Innsbruck zu Aktionen gegen das Judentum. In deren Verlauf wurde der Jude Richard Graubart und Dr. Wilhelm Bauer durch den SS-Hauptsturmführer Hans Aichinger und der Jude Richard Berger durch den SS-Untersturmführer Walter Hopfgartner getötet."27

    Die Morde wurden als „Mord auf Befehl" klassifiziert, den beiden SS-Männern wurde Befehlsnotstand zugebilligt, angesichts des Ablaufes der Aktion in Innsbruck aus Sicht der NSDAP nur konsequent. Entsprechend hieß es im Bericht an Hermann Göring wenige Tage später:

    „Das Verfahren gegen die Pgg. Aichinger Hans, SS-Hauptsturmführer, wohnhaft in Innsbruck, […] und Hopfgartner Walter, SS-Untersturmführer, wohnhaft in Innsbruck, […] wegen Tötung der Juden Graubart, Dr. Bauer und Berger wurde bereits aufgrund der Ermittlungen der Stapo und der Einzelvernehmungen des Obersten Parteigerichts eingestellt."28

    Das Protokoll, das eine genaue Schilderung der Befehlsausgabe und Tatausführung enthielt, lag später auch dem Volksgericht Innsbruck vor. Aus den nicht an den Überfällen beteiligten SS-Männern wurde in der Pogromnacht eine Sicherungstruppe aufgestellt, die zum Abrücken uniformiert in den Sturmlokalen zu erscheinen hatte und schließlich ausrückte. Sie führte Straßensperren zum vorgetäuschten Schutz der Juden vor der angeblichen Volkswut durch. Damit wurde tatsächlich die Bevölkerung getäuscht: Nachträglich ging dann in Innsbruck das Gerücht um, dass sich gerade die SS bei den Pogromen vorbildlich gezeigt hätte und „daß sie es eigentlich war, die einen Schutz ausgeübt hat. Laut Stadtgespräch soll das NSKK an den Judenpogromen „hauptbeteiligt gewesen sein, erst an zweiter Stelle wäre dann die SA zum Einsatz gekommen.29 Das stellte die Tatsachen völlig auf den Kopf, denn die Mörder waren SS-Leute in Zivil!

    Am 12. November 1938 forderte Reichsmarschall Hermann Göring von den Juden deutscher Staatsangehörigkeit eine Milliarde Reichsmark als Entschädigung, da er die Juden für die Tat Grünspans verantwortlich machte. Zweck dieser Verordnung in Verbindung mit der Verordnung über die Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben war es, die Juden wirtschaftlich zu ruinieren und zur Auswanderung zu zwingen.

    Seit 1997 steht auf dem Innsbrucker Landhausplatz die Menorah – ein Mahnmal zum Gedenken an die ermordeten Juden der Pogromnacht 1938: Richard Berger, Richard Graubart, Wilhelm Bauer und Josef Adler. Gemessen an der Zahl der jüdischen Bevölkerung wurden in keiner anderen Stadt des Deutschen Reiches so viele Menschen umgebracht. Die Morde waren aber, wie zu zeigen sein wird, nur die Spitze der Ausschreitungen. Verschärft wurde die Situation in Tirol durch den kranken Ehrgeiz des damaligen Gauleiters Franz Hofer, sein Herrschaftsgebiet Tirol-Vorarlberg als ersten judenfreien Gau nach Berlin zu melden.

    Zum Abschluss möchte ich meinen 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die als Studierende mein Forschungsseminar „Täter und Tatverdächtige" im Sommersemester 2015 besucht haben, herzlich für ihr Engagement danken. Sie sind in gewissenhafter Recherche in Archiven und an anderen Orten rund 120 Namen nachgegangen, die als Tatverdächtige im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom in Innsbruck 1938 aufgetaucht waren. Rund 70 Männer blieben übrig, die als Täter im weiteren Sinne gelten konnten und erstmals biografisch erforscht im vorliegenden Band präsentiert werden.

    Ein derartiger Band kann aber nicht ohne Hilfe von außen fertiggestellt werden. Herzlichen Dank an Sabine Albrich-Falch, Nikolaus Hagen, Niko Hofinger und Ulrike Scherpereel für die kritische Lektüre der anfangs nicht immer leicht zu lesenden Texte. Vielen Dank auch an Gertraud Zeindl vom Tiroler Landesarchiv und Christian Herbst vom Innsbrucker Stadtarchiv für ihre große Unterstützung bei unserer Bildersuche! Für eventuelle inhaltliche Fehler stehe ich natürlich als Herausgeber gerade.

    Innsbruck und Pfaffenhofen im Herbst 2016

    Thomas Albrich

    Anmerkungen

    1Sybil Milton, Menschen zwischen den Grenzen. Die Polenausweisung 1938, in: Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.), Das Novemberpogrom 1938. Die „Reichskristallnacht" in Wien, Wien 1989, 46–52.

    2WuVT, Bd. 1, 447, Dok. 21; Köfler, Tirol und die Juden, in: Albrich/Eisterer/Steininger (Hg.), Tirol und der Anschluß, 178.

    3WuV, Bd. 1, 447, Dok. 21.

    4TLA, Präs., Zl. 640 XII 57 ex 1939.

    5Harald Sandner, Hitler – Das Itinerar. Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945, Bd. III: 1934–1939, Berlin 2016, 1626f.

    6Ausführlich zum Pogrom in Innsbruck vgl. Thomas Albrich, Die Jahre der Verfolgung und Vernichtung unter der Herrschaft von Nationalsozialismus und Faschismus 1938 bis 1945, in: Thomas Albrich (Hg.), Jüdisches Leben im historischen Tirol, Bd. 3: Von der Teilung Tirols bis in die Gegenwart, Innsbruck 2013, 221–239. Über Hintergründe, Motive, Anlass, Ablauf und Folgen dieser reichsweiten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung liegt eine umfangreiche wissenschaftliche Literatur vor, die zum Teil in der Auswahlbibliographie angeführt ist.

    7Adam Uwe Dietrich, Wie spontan war der Pogrom? In: Walter H. Pehle (Hg.), Der Judenpogrom. Von der „Reichskristallnacht" zum Völkermord, Frankfurt am Main 1988, 74–93, hier 88.

    8Sandner, Hitler – Das Itinerar. Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945, Bd. III: 1934–1939, 1628.

    9Dietrich, Wie spontan war der Pogrom? In: Pehle (Hg.), Der Judenpogrom, 74–93, hier 88f.

    10 Sandner, Hitler – Das Itinerar. Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945, Bd. III: 1934–1939, 1627.

    11 Jonny Moser, Österreich, in: Benz Wolfgang (Hg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 33), München 1991, 67–93, hier 88, 91.

    12 Gerhard Botz, „Judenhatz und „Reichskristallnacht im historischen Kontext: Pogrome in Österreich 1938 und in Osteuropa um 1900, in: Kurt Schmid/Robert Streibel (Hg.), Der Pogrom 1938. Judenverfolgung in Österreich und Deutschland. Dokumentation eines Symposiums der Volkshochschule Brigittenau, Wien 1990, 9–24, hier 10.

    13 Walter H. Pehle (Hg.), Der Judenpogrom 1938. Von der „Reichskristallnacht" zum Völkermord, Frankfurt am Main 1988.

    14 Zur Entwicklung zwischen „Anschluss und „Novemberpogrom vgl. Thomas Albrich, Die Jahre der Verfolgung und Vernichtung unter der Herrschaft von Nationalsozialismus und Faschismus 1938 bis 1945, in: Thomas Albrich (Hg.), Jüdisches Leben im historischen Tirol, Band 3: Von der Teilung Tirols 1918 bis in die Gegenwart, Innsbruck–Wien 2013, 87–220.

    15 Innsbrucker Nachrichten , 9.11.1938.

    16 Deutsche Volkszeitung , 10.11.1938, 1.

    17 Beschluss Oberstes Parteigericht in Sachen SS-Hauptsturmführer Hans Aichinger und SS-Untersturmführer Walter Hopfgartner (beide aus Innsbruck), 9.2.1939, abgedruckt bei Helmut Heiber (Hg.), Der ganz normale Wahnsinn unterm Hakenkreuz. Triviales und Absonderliches aus den Akten des Dritten Reiches, München 1996, Dokument 117, 134–136.

    18 Aus: Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934–1945. Eine Dokumentation, hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1984, Bd. 1, 451–455.

    19 Michael Gehler, Murder on Command. The Anti-Jewish Pogrom in Innsbruck 9 th –10 th November 1938, in: Leo Baeck Institute (Hg.), Yearbook 38 (1993), 119–153, hier 132.

    20 WuV in Tirol, Bd. 1, 473f.

    21 WuV in Tirol, Bd. 1, 474.

    22 WuV in Tirol, Bd. 1, 474.

    23 WuV in Tirol, Bd. 1, 479.

    24 WuV in Tirol, Bd. 1, 480f.

    25 WuV in Tirol, Bd. 1, 481f.

    26 LG Innsbruck, 10 Vr 104/46, Zeugenaussage Werner Hilliges, 13.6.1946.

    27 Abgedruckt bei Heiber Helmut (Hg.), Der ganz normale Wahnsinn unterm Hakenkreuz. Triviales und Absonderliches aus den Akten des Dritten Reiches, München 1996, Dokument 117, 134–136.

    28 SS-Obergruppenführer Walter Buch, Geheimer Bericht des Sondersenats des Obersten Parteigerichts der NSDAP an Generalfeldmarschall Hermann Göring, 13.2.1939. Abgedruckt bei Lauber, 225–233, hier 230.

    29 Einvernahme Hans Aichinger, 22.8.1945. TLA, 10 Vr 104/46.

    Die Innsbrucker Kommandoebene im Novemberpogrom

    Gauleiter Franz Hofer

    Sarah Scheitnagl

    Gauleiter Franz Hofer war zweifellos der führende Mann in der Nacht des Pogroms in Innsbruck. Er gab die Anweisungen, nach denen in der Folge die Ausschreitungen gegen die Juden in Innsbruck durchgeführt wurden.

    Franz Hofer kam am 27. November 1902 in Bad Hofgastein/Salzburg als Sohn von Franz Hofer senior aus Tirol und Rosie, geborene Heinzle, aus Götzis in Vorarlberg zur Welt. Die Familie verblieb nur wenige Jahre in Salzburg und zog schon bald nach Tirol, genauer nach Innsbruck, wo Franz Hofer senior als Pächter des Gasthauses Breinößl fungierte. Nach dem Besuch der Volksschule sowie der Oberrealschule in Innsbruck machte sich Franz Hofer selbstständig, indem er ein Geschäft für Radiogeräte eröffnete.

    Seine ersten politischen Gehversuche startete Hofer in der Heimatwehr, diese waren aber von eher bescheidenem Erfolg gekrönt: er wurde von Stabschef Waldemar Pabst „wegen völliger Nichteignung"1 entlassen. Am 15. September 1931 fand er durch seinen Beitritt bei der NSDAP ein neues politisches Tätigkeitsfeld. Dort stieg er innerhalb kürzester Zeit (es dauerte nur ca. eineinhalb Jahre) vom Ortsgruppenleiter zum Gauleiter für Tirol und Vorarlberg auf. Daneben schaffte er es ebenfalls, die NSDAP, die zu Beginn seiner politischen Laufbahn gespalten gewesen war, so weit zusammenzuführen und zu stärken, dass die Partei große Wahlerfolge verzeichnen konnte. So führte die am 23. April 1933 stattgefundene Ergänzungswahl für den Innsbrucker Gemeinderat zu einem riesigen Erfolg für die Nationalsozialistische Partei und Franz Hofer erhielt als Spitzenkandidat in Innsbruck sogar 41 % der Wählerstimmen – ein Phänomen, das vor allem Hofers Führungsstil, der sich unter anderem durch Propaganda und organisatorisches Geschick2 auszeichnete, zu verdanken war.3

    Die NSDAP, nunmehr die „drittstärkste Fraktion" in Innsbruck, war nun unter anderem durch Franz Hofer als einer der drei NS-Stadträte in der Innsbrucker Stadtregierung vertreten. Nachdem die NSDAP auch in Landeck einen Erfolg mit über 30 % der Wählerstimmen feierte, durften in ganz Österreich Landtags- und Gemeindewahlen nicht mehr durchgeführt werden, da die Christlich-Sozialen weitere Erfolge der NSDAP und damit deren unaufhörlichen Aufstieg befürchteten.4

    Zeitgleich mit ihren politischen Erfolgen steigerte die NSDAP ihre gewalttätigen Übergriffe. So kam es am 11. Juni 1933 in Innsbruck zu einem Attentat auf den Kommandanten der Tiroler Heimatwehr, Richard Steidle, das dieser verletzt überlebte; ein weiterer Angriff erfolgte am 19. Juni 1933 auf christlichsoziale Turner, welchen die Nationalsozialisten mit einer Handgranate verübten.5

    In der Illegalität

    Als Konsequenz dieser Anschläge wurde die NSDAP in Österreich verboten und gegen Hofer – dieser war im Juli/August 1934 in das Gefangenenhaus in Innsbruck verbracht worden – ein Prozess wegen Hochverrats angestrebt. Bevor es zur Durchführung weiterer rechtlicher Schritte gegen Hofer kommen konnte, gelang es ihm mit Hilfe von vier Mitgliedern der Tiroler SA zuerst nach Bozen und sodann mit dem Flugzeug nach München zu fliehen. Eine während der Flucht am Brennerpass durch einen Gendarmen beigebrachte Schusswunde nutzte Hofer gekonnt, um sich am „Parteitag des Sieges, der vom 31. August bis 3. September 1933 in Nürnburg stattfand, auf einer Bahre liegend in Szene zu setzen und dabei eine „flammende Rede zu halten.6

    1934 wurde Franz Hofer die österreichische Staatsbürgerschaft durch die Regierung Dollfuß aberkannt. Trotzdem war er bis zum Juliputsch 1934 von Deutschland aus als Leiter der Tiroler NSDAP tätig und publizierte ebenso die in Österreich illegale Zeitung des Gaues Tirol-Vorarlberg, den Roten Adler. Nach dem Juliputsch erfolgte die Auflösung der österreichischen Landesleitung in Bayern und Franz Hofer übersiedelte daraufhin im Jahr 1937 nach Berlin, von wo aus er bis 25. Mai 1938 die Leitung der Leiter- und Mitglieder-Sammelstelle innehatte, welche die Aufgabe hatte, aus Österreich aufgrund des dortigen Verbots vertriebene Nationalsozialisten in Berlin unterzubringen und einzubürgern.

    Zurück in Tirol

    Nach der Annexion Österreichs im Frühjahr 1938 konnte sich Hofer trotz massiver Widerstände in den eigenen Reihen gegen die Tiroler Illegalen etablieren, und es erfolgte am 25. Mai 1938 seine Bestellung zum Gauleiter von Tirol-Vorarlberg sowie zum Landeshauptmann von Tirol. Zudem war er bereits Mitglied des Reichstages. Im November 1938 wurde er NSKK-Gruppenführer und damit ranghöchster Funktionär dieser Gliederung im Gau. Tirol und Vorarlberg unterstanden als Gau Tirol-Vorarlberg der Führung Hofers, Osttirol allerdings als Kreis Lienz dem Gau Kärnten. Weitere Ernennungen Hofers waren im November 1942 jene zum „Reichsverteidigungskommissar sowie im September 1943 zum „Obersten Kommissar der Operationszone Alpenvorland, welche die Provinzen Bozen, Trient und Belluno umfasste.7 In seiner Tätigkeit als Oberster Kommissar schaffte es Hofer, die Gemeinden des Bozner Unterlandes, die seit 1923 zum Trentino gehörten, sowie Ampezzo-Buchenstein an die Provinz Bozen anzuschließen, was ihm positiv angerechnet wurde.

    Franz Hofer war in der Umsetzung seiner Ziele absolut unbarmherzig und schreckte nicht vor Gewaltanwendung zurück. So wurden circa 160 deutsche und ladinische Südtiroler in Konzentrationslager, weitere 140 in Gefängnisse verbracht, 21 starben in Konzentrationslagern sowie durch Hinrichtung; ebenso wurden über ein Durchgangslager in Bozen Tausende in Vernichtungslager deportiert, worüber Hofer Bescheid wusste.8 Hofer war in seinem Machtbestreben nicht nur ohne jegliche Rücksicht, sondern auch mit absolutem Herrschaftsanspruch, was bedeutete, dass er alle Entscheidungen selbst traf, ohne seine Stellvertreter und Amtswalter mit einzubeziehen.9 Ein wichtiges Ziel Hofers war es, die nach wie vor große Macht der katholischen Kirche im Gau Tirol-Vorarlberg zu brechen, um Hitler einen weitgehend klosterfreien sowie kirchenlosen Gau präsentieren zu können. Im Zuge dieser Politik erkannte er unter anderem den apostolischen Administrator DDr. Paulus Rusch nicht an und war maßgeblich an der Verhaftung und Verfolgung von Provikar Prälat Dr. Carl Lampert beteiligt. Insgesamt wurden in Tirol mindestens elf Priester ermordet oder in Konzentrationslager verbracht.10

    Verhaftung 1945

    Im April 1945 wurde Hofer von Adolf Hitler zum Leiter der Bauarbeiten für die so genannte Alpenfestung ernannt, deren Bau er Hitler in einem Memorandum im November 1944 selbst vorgeschlagen hatte. Allerdings dürfte Hofer zu diesem Zeitpunkt durchaus bewusst gewesen sein, dass eine solche Festung aufgrund der Entwicklungen im Krieg und angesichts alliierter Truppen, die bereits vor der Grenze standen sowie im Wissen um die so genannte „Operation Sunrise", die Verhandlungen über eine deutsche Kapitulation in Italien, reine Utopie sein konnte.11 Das Ende des Zweiten Weltkrieges verbrachte Hofer zusammen mit dem US-Fallschirmagenten Fred Mayer, einer für ihn wichtigen Geisel, sowie engen Mitarbeitern auf dem Lachhof bei Innsbruck. Dort traf er am 3. Mai 1945 auf amerikanische Soldaten, die ihn zwei Tage unter Hausarrest stellten, bevor das Counter Intelligence Corps dafür sorgte, dass Hofer nach Deutschland gebracht und interniert wurde. Die Zeit bis 1948 verbrachte er in verschiedenen Internierungslagern: in Augsburg, Seckenheim, Kornwestheim, Heilbronn, Zuffenhausen und Dachau. Hofer selbst konnte diese Internierung nicht verstehen, da er sich – nach eigenem Empfinden – in den Kriegsjahren nichts Schlimmes zuschulden hatte kommen lassen. Im März sowie Mai 1946 verfasste er daher zwei Schreiben, in denen er um Entlassung aus den Internierungslagern oder Auslieferung nach Österreich ersuchte.12

    Nachkriegsjustiz

    Nicht nur Hofer begehrte die Überstellung nach Österreich, umgekehrt kam es ab 1947 auch zu Auslieferungsbegehren der Republik Österreich. Es gab für die amerikanische Behörde, die bislang mit der Causa Hofer betraut gewesen war, nach Abschluss ihrer Ermittlungen nunmehr zwei Möglichkeiten, wie mit Hofer verfahren werden könnte: Die Auslieferung nach Österreich oder ein Spruchkammerverfahren in Deutschland. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte in der Staatsanwaltschaft Innsbruck allerdings kein wie auch immer gearteter Akt in der Angelegenheit Hofer; offensichtlich war die österreichische Justiz davon ausgegangen, dass die amerikanischen Alliierten einen Prozess gegen ihn anstreben würden. Am 14. Dezember 1947 wurde von der Staatsanwaltschaft Innsbruck daher der Haftbefehl samt Beantragung der Untersuchungshaft gegen Franz Hofer ausgestellt, in welchem er wegen Verbrechen der §§ 10, 11 Verbotsgesetz, wegen Hochverrats sowie nach §§ 1–8 Kriegsverbrechergesetz angeklagt wurde, die Übersendung nach Deutschland samt Auslieferungsgesuch erfolgte am 15. Dezember 1947 an die zuständige Behörde in München.13

    Am 8. Januar 1948 kam es zur Überstellung Hofers in das Lager Dachau, da nunmehr die deutsche Behörde für ihn zuständig war. Für die Amerikaner war Hofer aufgrund des Umstandes, dass er sich nichts gegen Alliierte zuschulden kommen hatte lassen, nicht mehr interessant genug, um weitere rechtliche Schritte gegen ihn einleiten zu lassen. Zwischenzeitlich wurde in Innsbruck die Beschlagnahme von Hofers Vermögen in die Wege geleitet. Die von Österreich beantragte Auslieferung Hofers erfolgte – wie irrtümlich von der österreichischen Behörde angenommen – nicht, vielmehr sollte nunmehr auf Hofer das „Spruchkammerverfahren vor der Lagerspruchkammer Dachau"14 zukommen, im Zuge dessen sich die Spruchkammer zwecks Beweisaufnahme am 21. April 1948 in einem Schreiben an die Bundespolizeidirektion in Innsbruck wandte. Hofer entzog sich dem Spruchkammerverfahren ebenso wie einer möglichen Auslieferung nach Österreich mit der Aussicht auf ein weitaus härteres Urteil, indem er am 22. Oktober 1948 floh. Wie er diese Flucht bewerkstelligt hatte und bei wem er in der folgenden Zeit untertauchen konnte, ist unbekannt. Am 7. März 1949 erfolgte die Einbringung der Klageschrift und am 14. Juni 1949 in Abwesenheit des Schuldigen eine mündliche Verhandlung; das Urteil lautete unter anderem: Einstufung Hofers in Kategorie I, zehn Jahre Arbeitslager sowie „Einziehung des „Vermögens bis auf 3.000 DM.15 Am 28. August 1952 wurde nach eingelegter Berufung das Strafmaß Hofers auf drei Jahre und fünf Monate herabgesetzt, jener Zeitrahmen, den Hofer bereits in Internierungslagern verbracht hatte.

    War Hofer bis zu diesem Zeitpunkt noch unter die Kategorie I als sogenannter Hauptschuldiger eingestuft worden, änderte sich dies am 14. Oktober 1955 mit dem gleichzeitigen Ende des Spruchkammerverfahrens gegen ihn, als er – wie alle Gauleiter – auf Kategorie II zurückgestuft wurde und nunmehr auch keine Auslieferung an Österreich mehr zu befürchten hatte. Die österreichische Justiz indes versuchte im Mai 1957, mithilfe eines Untersuchungsrichters herauszufinden, inwieweit Hofer sich bei den Euthanasieverbrechen als Mittäter schuldig gemacht hatte. Hofer selbst lebte zwischenzeitlich bereits wieder unter seinem richtigen Namen und betrieb in Mühlheim an der Ruhr zusammen mit seiner dritten Frau das Geschäft „Ruhrarmatur GmbH Mühlheim/Ruhr". 1960 kam es in Österreich zu einem weiteren Versuch gerichtliche Schritte gegen Hofer einzuleiten, und zwar zusammen mit der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck für Tirol und Vorarlberg als Privatbeteiligte. Erstmals befasste sich die Justiz dabei auch mit Hofers Beteiligung am Novemberpogrom 1938.16

    Es erfolgte ein neuerlicher Haftbefehl gegen Franz Hofer, dieses Mal vorwiegend „wegen Beihilfe zum Mord".17 So hieß es darin unter anderem, dass Hofer „für die Durchführung des Judenpogroms am 9.11.1938 in Innsbruck mit-verantwortlich18 sei, d. h. auch für die Ermordungen von Ing. Richard Graubart, Dr. Wilhelm Bauer und Ing. Richard Berger. Daneben wurde er auch der Mittäterschaft an den Euthanasieverbrechen „von über 700 Geisteskranken angeklagt, ebenso für „schwere Körperverletzung mit Todesfolge „im Lager Reichenau.19

    Es kam zu einem Ermittlungsverfahren gegen Hofer in Duisburg, die Einstellung des Verfahrens wegen etwaiger Mittäterschaft an Euthanasieverbrechen erfolgte am 5. November 1963. Wegen Hofers eventueller Mittäterschaft am Novemberpogrom wurde weiter ermittelt, allerdings erfolgte keine Anklage. Auch in Köln waren mittlerweile bereits zwei Ermittlungsverfahren gegen Hofer anhängig, durch die man herausfinden wollte, inwieweit eine Mittäterschaft Hofers an den Verbrechen in den Konzentrationslagern zu beweisen war. Ebenso ging es in den Ermittlungsverfahren um Hofers Schuld am Tod von Provikar Prälat Dr. Carl Lampert. Ein drittes Ermittlungsverfahren befasste sich mit dem Tod des ehemaligen Heimatwehrführers Dr. Richard Steidle im KZ Buchenwald.

    Alle drei Ermittlungsverfahren wurden jedoch mangels an Beweisen fallengelassen. Am 26. März 1974 kam es zur Einbringung der Anklageschrift im Verfahren der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, in welcher Hofer vorgeworfen wurde, „vorsätzlich und mit Überlegung sowie aus niedrigen Beweggründen vier Menschen"20 in der Pogromnacht ermordet zu haben. Auch dieser Versuch, Hofer gerichtlich für seine Taten zu belangen, verlief ergebnislos, da in weiterer Folge kein weiteres Verfahren eröffnet wurde. Das Landgericht Duisburg, II. Strafkammer, stützte sich auf die These, dass die dem Gericht vorgelegten Beweise nicht ausreichen würden, um Hofer anzuklagen. Hauptentlastungszeuge hiefür war neben den Aussagen Hofers selbst vor allem Gustav Fast, dem eine Besprechung mit Hofer in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nicht mehr erinnerlich war. Dies reichte dem Gericht aus, die Klage gegen Hofer in der Angelegenheit einer Mit- bzw. eine Täterschaft am Novemberpogrom fallenzulassen. Interessantes Detail dabei: Gustav Fast widersprach seiner am 28. April 1964 vorgebrachten Aussage, in welcher er mitgeteilt hatte, dass Hofer bei der Besprechung sehr wohl anwesend gewesen war. Der abweisende Beschluss und damit gleichzeitig das letzte gegen Hofer anhängige Ermittlungsverfahren erlangte am 13. Februar 1975 Rechtskraft. Die Einstellung des Verfahrens in Innsbruck erfolgte nach dem Tod von Franz Hofer am 18. Februar 1975.21

    SS-Untersturmführer Gustav Fast

    Dominik Weber

    SS-Untersturmführer Gustav Jakob Fast vom SD war Protokollführer bei der Sitzung von Gauleiter Franz Hofer in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938. Er wurde am 7. März 1912 in der Gemeinde Annweiler, die heute Annweiler am Trifels heißt, geboren. Seine Eltern waren Philippina, geborene Klein, und Adam Fast. Beide waren evangelisch.22 Gustav Fast war zur Zeit des Novemberpogroms Mitglied der SS und des SD und war vom Anschluss Österreichs bis etwa 1941 dem SD-Abschnitt Innsbruck zugeteilt, wo er seinen Dienst als Sachbearbeiter für Organisation und Personal versah. Im November 1938 hatte er den Rang eines Untersturmführers inne.23 Zu seiner Rolle in der Pogromnacht schrieb Fast am 12. November 1938 u. a.:

    „Nach der Vereidigung der SS am 9. November 1938, 24 Uhr, forderte mich der Führer der 87. SS-Standarte, SS-Sturmbannführer Erwin Fleiß, auf, in Vertretung des dienstlich

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