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Die See: Die Wanderungen des Odin
Die See: Die Wanderungen des Odin
Die See: Die Wanderungen des Odin
Ebook211 pages1 hour

Die See: Die Wanderungen des Odin

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About this ebook

Max Droschke ist ein Kriminalist aus dem Ruhrgebiet. Er sucht den Waschmaschinenmörder. Er begibt sich auf eine Reise und hält sich dabei für den germanischen Gott Odin.
LanguageDeutsch
PublisherTWENTYSIX
Release dateMay 6, 2016
ISBN9783740712426
Die See: Die Wanderungen des Odin
Author

Jörg Röske

Jörg Röske studierte, unterrichtet heute Kunst und kreatives Schreiben. Er schreibt Romane und Gedichte und Erzählungen.

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    Book preview

    Die See - Jörg Röske

    Inhaltsverzeichnis

    1

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    Impressum

    1

    Das ist tatsächlich maßgeblich und existent. Denn ein Chor aus Sängern mit prägender Stimme erhebt seine Musikalität. Man könnte meinen, ein Orchester spielt dazu. Und wahr ist dies. Da ist ein Orchester, ein großes Orchester. Mit vielen Violinen und Bratschen und Celli. Dazu diese großen Kontrabässe, von denen man überdies meinen könnte, und manchem mag es nicht verwehrt sein zu wähnen, dass diese tiefsten aller Streichinstrumente Schiffe sind. Riesige Schiffe, die Tonnen von Menschen beherbergen. Die über das Meer gleiten, getragen von ihrem eigenen Klang.

    Doch der geübte Beobachter meint an dieser Stelle, das Wasser sei das Tragende und die heraus quellende Musik der Wind, der das Holzgezimmerte in Bewegung versetzt. Mag dann jemand ein Solo geben, ein Solo der Stimme, denn es ist ein Mensch, der anhebt, gebräuchlich und wagemutig zu intonieren. Hält das Orchester sich zurück, denn dessen Musik ist das Meer und der Sänger der Kapitän des Schiffes, das unter Segeln fährt. Denn anderes gibt es nicht.

    Ist auch immer das Vollständige gegeben. Spricht man von Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte.

    Und Trompeten, Hörner, Posaunen und eine Tuba. So sagen deren Spieler: Vergiss mich nicht.

    Manch einer verwendet eine Harfe. Und viel Schlagwerk sei nicht zu fehlen. Natürlich singt der Chor mit guter und spreizender Sangesmanier dem blauen Kosmos des Himmels. Der bevölkert wird von dem Dach der Saales, in dem sich das Szenario offenbart. Rudert der Dirigent, und schaut der Matrose im Ausguck mit einem Auge durch das Fernrohr.

    Und unter dem Dach ziehen die Gedanken gleich Energieströmen des Malers hinweg. Brodelt der Wind über das Orchester und die Sänger hinweg. Ist in dem Strom, der unablässig fließt, ein Schiff.

    Ein Segelschiff, das gleichermaßen die Welten durchfährt. Und handelt es mit Edelsteinen. Mit Rubinen und Smaragden. So sagen viele Geisterstimmen: geladen hat es Weisheit. Verfürchterlichen sich Dämonen aus Hel und Kälte und Nacht aus Niflheim.

    2

    Max Droschke ist ein Kriminalist. Und zwar im Ruhrgebiet.

    „Wieso fehlt dir eigentlich ein Auge?"

    „Man hat es mir heraus geschlagen. Zum hundertsten Mal."

    „Der Türsteher?"

    „Er war größer und hatte meinen Ausweis nicht gesehen. Es war dunkel. Er dachte, ich bin von der Konkurrenz mit einer Pistole."

    „Du hast doch eine Pistole."

    „Es war aber der Ausweis."

    „Wieso ist der Türsteher jetzt tot?"

    „Ist man nur mit einem Auge, und liegt das andere auf der Straße, dann ist man wütend."

    „Droschke, erzähle es mir nächste Woche noch mal."

    „Ja ja."

    Droschke ist Leutnant und sucht den Waschmaschinenmörder. Der hatte eine Waschmaschine auf jemanden herab fallen lassen. Das war nicht gut, Genickbruch. Und noch mehr war zu Bruch gegangen. Entscheidend war das Genick gewesen.

    „Es wurde eine Waschmaschine gekauft."

    „Ist das der Täter?"

    „Müllermann hat sie gekauft."

    „Müllermann?"

    „Er will seine Frau loswerden."

    „Er ahmt den Täter nach?"

    „Müllermann hätte nicht Kriminalist werden sollen, er lernt zu viel."

    „Er will zur Armee, wie du."

    „Ja, ich bin in der Armee."

    „Wieso bist du Leutnant?"

    „Weil ich in der Armee bin. Los, Feldwebel, nimm deine Jacke. Wir essen eine Pommes."

    3

    Industriegebiet. Eine Pommesbude auf Rädern. Für die Leute in der Fabrik. Die Waschmaschine fällt neben den Feldwebel.

    „Entschuldigung! Der Kran...!"

    „Schon gut! Bist du der Waschmaschinenmörder?!"

    „Ich bin der Kranführer!"

    „Hey, Droschke. Der Waschmaschinenmörder ist der Kranführer."

    „Lass' die dummen Witze. Gleich kommen die Arbeiter. Wir verhören alle."

    „Hast du was zu schreiben?"

    „Auf See immer."

    Die Putzfrau.

    „In letzter Zeit eine Waschmaschine gekauft?"

    „Nein, Herr Leutnant. Meine Waschmaschine funktioniert seit 20 Jahren."

    „Sie dreht sich?"

    „Man wird schwindelig."

    „Was machen die Kinder?"

    „Außer Haus."

    „Studieren?"

    „Nein, auf See. Wie viele buchten Sie täglich ein?"

    „Hunderte. Hunderte verlorene Seelen. Und ich schicke sie auch noch in den Krieg."

    Pommesmann.

    „Was darf es sein?"

    „Pommes rot weiß."

    „Wieder Fabrik putzen?"

    „Erst Büro vom Chef. Gleich ganze Fabrik."

    Arbeiter vom Fließband.

    „Pommes rot weiß."

    Pommesmann.

    „Jetzt kommt die Flut."

    4

    Kap Hoorn, man sagt. Gefürchtet, Stürme, sinken die Schiffe ins Reich der Tiefe. Winken leblose Matrosen zum Gruß in der Strömung des Unten. Halten Fische sie für Verkehrspolizisten. Und halten an. Arm hoch, Weiterfahrt. Fische sind klug, achten auf alles. Auf alles Rauschende in besagter Tiefe. Und wäscht eine Meerjungfrau ihre Wäsche auf dem Grund der See in einer Waschmaschine.

    Sind es nicht die Stürme, ist es die Flut, die immer wieder sagt. Denn ohne Flut gibt es keine Schätze und keine Taucher. Eine Dichotomie der See, diese Schätze und diese Taucher. Sollte man annehmen. Beobachtet der Ausguck im Fernrohr einen Fisch, der ertrinkt. Denn so erhellt der Matrose sein Schollenfilet.

    „Putzen Sie auch?"

    „Nein, ich wasche nur."

    „Und was?"

    „Meine Unterwäsche."

    „In der rauen See?"

    „In der rauen See der Waschmaschine."

    „Sie wollen mich mit Dessous verführen?"

    „Ja, Taucher. Anschließend putze ich Ihr Grab."

    „Wie geschmeidig."

    „Nicht wahr?"

    „Bootsmann! Was sagen die Geister?!"

    „Sie schreiben die Bücher!"

    „In der Takelage?!"

    „Dort, wo es braust!"

    „Was sagt der Himmel?!"

    „Die Geister kneten ihn!"

    5

    Zur Unlust des Publikums fährt das Orchester fort. Man musiziert.

    „So laut?"

    „So höre doch."

    „Ich kaufe eine Waschmaschine."

    „Jetzt?"

    „Ich will noch schlafen."

    „Dann ruhe sanft."

    Auf den Mann fällt eine Waschmaschine. Es fallen mehrere Waschmaschinen ins Publikum. Sie tropfen von der Decke. Niemand bemerkt es, man lauscht der Musik und den Gespenstern auf der Bühne, die Bücher schreiben.

    Es tritt eine Konzertpause ein. Man geht in die Vorräume. Niemand bemerkt die Toten, denn man trinkt Sekt. Leutnant Droschke eilt hinzu.

    „Man sagt, es gibt Tote?"

    „Nein, es ist ein Konzert. Sehr stürmisch auf See. Und die Gespenster weben Bücher aus dem Lebensstrom."

    „Was ist mit den Waschmaschinen?"

    „Die gehören zum Programm. Schließlich sollen das Meer und die Kleider der Gespenster sauber sein."

    „In Ordnung, aber ich habe euch im Blick."

    „Mich oder mein Dekolleté?"

    „Ihr Dekolleté ist wundervoll."

    „Das sagt ein Mann aus dem Ruhrpott?"

    „Entschuldigung, Sie haben geile Titten."

    „So nehme ich es Ihnen eher ab."

    „Ich habe verstanden."

    Max Droschke ging wieder, aber er hatte den Konzertsaal im Blick. Denn es hagelte Waschmaschinen. Gehören zum Programm, so wurde es ihm gesagt.

    Das Ende der Pause wird eingeleitet. Man begibt sich gemächlich in den Kunstverein. Man sitzt. Es herrscht eisige Ruhe. Der Dirigent erscheint. Sein Atem weht kalt, kondensiert. Man sitzt eingedrückt in den Sitzen. Man hat Decken, man hat Verpflegung. Pökelfleisch und Brot. Und man beißt in Zitronen, denn die See bewirkt Gefahren. Die Dame mit Dekolleté singt allein, natürlich, sie ist eine Sirene. Odysseus ist noch in Griechenland. Trotzdem erklingen die Sirenen.

    Bombennächte in Köln und Leipzig. Luftalarm für das Meer. Und man erreicht sie, die Antarktis.

    Man ist da mit dem Schiff des Konzerts. Man ist nun wirklich da. Und friert erbarmungslos. Die Waschmaschinentoten spüren nichts mehr. Ihnen dröhnt der Schädel, denn die Maschinen schleudern. Der Saal bebt. Es ist das Beben vor dem Unbekannten. Denn die Antarktis ist neu, denn sie ist weiß. So weiß wie die Seele eines Kindes. Man betritt das Land, was man vor vielen Jahren verlassen hatte. Nun ist man wieder da und friert.

    „Vielleicht finde ich hier den Mörder.", meint Max Droschke nur.

    6

    Dann wird es still. In der Antarktis ist es ohnehin still. Aber nun ist es stiller. Denn Eis macht ganz still. So still, dass man noch nicht mal das wundervolle Blinken der Sonne in den Eiskristallen hört.

    Man baut ein Lager auf. Es ist ein Sommerlager. Das interessiert die Antarktis nicht. Man sagt, wir machen eine Expedition.

    „Wir sind doch schon auf einer Expedition."

    „Jetzt machen wir eine Expedition in Landesinnere."

    „Dort ist die Hölle."

    „Nein, die Hölle ist heiß."

    Es gibt Freiwillige, denn niemanden sollte man zu seinem Glück zwingen. Die Sirene kommt mit.

    „Ist es Ihnen nicht zu kalt?"

    Max Droschke fürchtet um ihr Dekolleté.

    „Nein, ich habe meinen Nerz."

    „Singen Sie, wenn die Bomben fallen?"

    „Mit meinem Gesang erleuchte ich allen den Weg."

    Man geht den Gang des Gesangs. Man findet eine Siedlung. Walfänger.

    „Sie wohnen hier?"

    „Wir frieren hier und kochen Wale."

    „Dann ist es Ihnen warm."

    „Wie fühlen sich Wale in der eisigen See?"

    „Sie haben eine dicke Speckschicht."

    „Klingt rational."

    „Nur rationales Denken überlebt in der eisigen Kälte."

    „Und der Tempel der Hitze in der Tiefe?"

    „Wir müssen los. Wir

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